Berlin. . Angesichts der angespannten Lage im Norden des Kosovo entsendet die Bundeswehr erneut eine Eingreiftruppe in das Land. Die rund 550 Mann starke sogenannte Operational Reserve Force (ORF), die gemeinsam mit Österreich gestellt wird, wurde von der NATO-Truppe Kfor angefordert. Eine Reduzierung der KFOR-Truppen in der Region sei unrealistisch.

Den Marschbefehl haben sie längst erhalten. Ein Reservebataillon der Nato-Sicherheitstruppe (KFOR) im Kosovo wird jetzt in die Balkanregion verlegt, insgesamt 700 deutsche und österreichische Soldaten. Für die schnelle Eingreiftruppe ist es schon Routine. Dass sie ausrücken muss, ist indes ein politisches Warnsignal: Ein Abzug des Militärs aus dem Kosovo ist unrealistisch.

Die Verlegung zeichnete sich in den letzten Wochen ab. Entscheidend ist die Lagebeurteilung des Kommandeurs der KFOR. Und laut Generalmajor Erhard Drews ist die Situation „weiter fragil“. Vor allem sehe er ein „mögliches Potenzial“ für eine Verschlechterung, sagt er. Das ist ausgesprochen diplomatisch ausgedrückt.

Spannungen nehmen zu

Die Spannungen zwischen Serbien und Kosovo nehmen zu. Serbien betrachtet das Kosovo als abtrünnige Republik. Die Unabhängigkeitserklärung von 2008 wird in Belgrad weiterhin nicht akzeptiert. Die Situation kann leicht eskalieren.

An den Grenzen kommt es oft zu Zwischenfällen, zu Protesten, zu Schießereien, vor allem werden Straßen und Übergänge blockiert. Die regulären KFOR-Kräfte – etwa 5800 Mann – müssen deswegen verstärkt werden.

Zwei Mal forderte die Nato dieses Jahr schon eine schnelle Eingreiftruppe an. Sie wird momentan von Italien gestellt. Zum 1. Oktober soll sie dann von einem deutsch-österreichischen Bataillon abgelöst werden. Das zuständige Nato-Kommando in Neapel hat letzte Woche dazu einen Vorbefehl erteilt. Das Einsatzführungskommando in Potsdam hat wiederum den Bundestag informiert. Die Experten wurden eingeweiht.

Verlegung in den nächsten Tagen

Eigentlich wollte man die Truppenpräsenz reduzieren. Aber Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) richtete sich bereits seit einem halben Jahr darauf ein, dass der Plan wohl nicht aufgehen würde. Zu dem Bataillon, das jetzt den Befehl „Marschgepäck schnüren“ bekam, gehören 550 deutsche Soldaten und 150 österreichische Kameraden. Ihre Verlegung beginnt bereits in diesen Tagen.

Das Bataillon stand schon bereit und setzt sich nach den Angaben des Heeres aus unterschiedlichen Einheiten zusammen, aus Höxter, Bruchsal und Sonthofen. Dazu kommen noch Pioniere aus Gera, Feldjäger aus Hannover und Sanitäter aus Kempten. Kommandeur ist Oberstleutnant Ralf Schipke.

Vorbereitungen seit 2011

Die Mehrheit der Soldaten kommt von ABC-Abwehrregimentern. Sie sind auf die Abwehr von atomaren, biologischen und chemischen Waffen spezialisiert. Das ist ihre Aufgabe, ihre Erstrolle. Sie wurden seit 2011 aber auf den neuen Job im Kosovo vorbereitet. Das heißt: Patrouille, Fahrzeug- und Personenkontrollen, Einsätze (Deeskalation, Kontrolle) gegen gewaltsame Demonstrationen.

Vor allem muss das Reservebataillon Blockaden auflösen und generell die Bewegungsfreiheit der anderen internationalen Truppen sicherstellen. Nach der langen Vorbereitung habe er das „gute Gefühl“, erklärte Schipke, dass das Bataillon bestens ausgebildet sei.