Halver. . Bei seinen Auslandseinsätzen für die Bundeswehr spürt Dustin R. immer ein besonderes Gefühl. „Es ist dieses ganz spezielle Erlebnis von Kameradschaft. Hier steht wirklich einer für den anderen ein!“ Die Arbeit in Afghanistan oder im Kosovo schweißt Soldaten abseits des üblichen Kasernendienstes eben auf andere Weise zusammen.

Zurzeit wartet der 26-jährige Stabsunteroffizier auf seinen nächsten Einsatz im Kosovo.

Dustin R. aus Halver ist Soldat im Spezialpionierbataillon 464 in Speyer. Der Verband erfüllt Sonderaufgaben beim Bau und Betrieb von Feldlagern. 2008 arbeitete der Halveraner erstmals in Prizren.

Hier befindet sich seit Beginn des Einsatzes der Kosovo-Truppe, kurz KFOR (englisch: Kosovo Force) im Jahr 1999 die Einsatzzentrale für das deutsche KFOR-Kontingent. Im Süden des Kosovo laufen die logistischen Fäden zusammen. Dort haben die Stäbe ihren Sitz. Ärzte und Sanitäter halten sich mit einem modernen Einsatzlazarett für den Ernstfall bereit.

„Wir kümmern uns um alles, was mit dem Aufbau und dem Betrieb des Feldlagers zusammenhängt“, berichtet Dustin R.. Sein Spezialjob dabei: Der Mann, der Heizungs- und Lüftungsbauer gelernt hat, ist der Fachmann für die Klimatechnik.

Schon als kleiner Junge war er von allem fasziniert, was mit Militär zu tun hat. Nach der Ausbildung im zivilen Leben verpflichtete er sich für acht Jahre bei der Bundeswehr.

Bereits damals hatte er die Einsätze im Ausland fest im Visier. Zweimal Afghanistan, zweimal Kosovo, bald steht der nächste Einsatz bevor. „Eigentlich kann ich es kaum abwarten, bis es wieder losgeht“, sagt Dustin R.. Der 26-Jährige ist fest verankert in seiner Familie und in seinem Halveraner Freundeskreis. Dennoch zieht es ihn immer wieder hinaus. „Afghanistan ist schon etwas Besonderes“, sagt er. Auch wenn überall Gefahren lauern. Dustin R. erinnert sich an eine Nacht in Afghanistan.

Zusammen mit einem anderen Soldaten war er auf dem Weg zur Unterkunft. „Es war stockdunkel. Man sah die Hand vor Augen nicht.“ Ein wenig Licht spendete roter Schein aus einer Taschenlampe, mit dem die Männer gerade ein winziges Stück vor ihren Füßen ausleuchten konnten. „Es herrscht absolute Lichtdiszplin“, erklärt er. „Man darf eben kein Ziel bieten.“

Das nervenzerfetzende Geräusch einer heranfliegenden Rakete hat er bis heute nicht vergessen. Dann die Detonation. „Ich konnte die Druckwelle auf der Brust spüren.“ Kurz drauf dann das zweite Geschoss. „Da hatte ich schon das Gefühl, dass ich um mein Leben rennen musste.“ Insgesamt vier Raketen verfehlten das kleine Lager. Sie schlugen aber gerade mal 70 Meter von den beiden Männern entfernt ein.

Hat er jetzt Angst? „Ich kann gut mit solchen Dingen umgehen“, sagt Dustin R. „Andere vielleicht weniger.“ Er hofft, dass er von der Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), unter dem manche Soldaten später leiden, verschont bleibt. Allerdings dürfe man die Nachwirkungen eines solchen Schocks nicht herunterspielen.

Viele Soldaten haben tatsächlich Schreckliches erlebt. Dustin R. kennt es aus dem Schulungsmaterial, mit dem er und seine Kameraden auf die Auslandseinsätze vorbereitet werden.

Nerven behalten und besonnen vorgehen, das können die Männer auch im zivilen Leben anwenden. Erst vor kurzer Zeit konnte Dustin R. sich zusammen mit Mitgliedern der Halveraner Reservisten-Kameradschaft bewähren. Sie wurden Zeugen eines schweren Motorradunfalls in der Nähe von Attendorn, kümmerten sich um die Verletzten und regelten den Verkehr.

„Im Fernsehen wurde über den Unfall berichtet. Dass es ausschließlich Soldaten waren, die hier die Absicherung und Erstversorgung übernommen haben, wurde leider nicht erwähnt“, bedauert Dustin R..

Es wurmt ihn, dass die Arbeit der Soldaten zu wenig anerkannt wird. „Im engeren Bekanntenkreis wissen alle, was wir leisten“, berichtet er. Andere dagegen machten sich oftmals sogar über ihn lustig. Dann wird Dustin R. allerdings ganz ernst.

Schlechte Scherze über seinen Dienst hört der 26-Jährige nämlich überhaupt nicht gern.