Jerusalem. Im Konflikt mit dem Iran verschärft die israelische Regierung den Ton: Israel sei besser als je zuvor für einen Krieg mit dem Iran gerüstet, sagte der scheidende Zivilschutzminister Matan Vilnai. Die Regierung rechne im Falle eines Angriffes auf die iranischen Atomanlagen mit einmonatigen Kämpfen.
Die israelischen Kriegspläne sind offenbar weiter gediehen, als bislang bekannt: Nach Einschätzung des scheidenden Zivilschutzministers Matan Vilnai ist das Land besser als jemals zuvor für einen bewaffneten Konflikt mit dem Iran gerüstet. Dennoch müsse sich das Land im Falle einer militärischen Auseinandersetzung auf zahlreiche Tote einstellen, sagte Vilnai in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Zeitung "Maariv". Die Streitkräfte seien darauf vorbereitet, an mehreren Fronten Krieg zu führen.
Die Regierung rechne damit, dass bei einem israelischen Angriff auf die iranischen Atomanlagen die Kämpfe rund einen Monat dauern dürften. Täglich würden Hunderte Raketen in Israel einschlagen und etwa 500 Menschen ums Leben kommen, sagte Vilnai. Die Äußerungen des Ministers waren die bislang explizitesten zu den Planungen der Regierung für den Konfliktfall.
"Wie die Bürger Japans sich damit abfinden müssen, dass es dort Erdbeben geben kann, so müssen die israelischen Bürger verstehen, dass sie mit Raketen an der Heimatfront rechnen müssen", sagte Vilnai in dem Interview. "Das ist nicht angenehm, aber es müssen Entscheidungen getroffen werden und wir müssen vorbereitet sein."
Heimatschutz während Vilnais Amtszeit modernisiert
Der ehemalige stellvertretende Generalstabschef Vilnai leitete fünf Jahre lang das israelische Zivilschutzministerium und trieb die Verbesserung des Heimatschutzes voran. So wurden die Sirenen zur Warnung von Luftangriffen, die Bunker und das öffentliche Alarmsystem modernisiert. Vilnai soll nun Botschafter in China werden. Zu seinem Nachfolger hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den ehemaligen Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, Avi Dichter, berufen.
Israel wirf dem Iran vor, Atomwaffen zu entwickeln. Teheran hingegen hat bislang stets erklärt, sein Nuklearprogramm diene ausschließlich zivilen Zwecken. Die Regierung in Jerusalem legte in der Vergangenheit immer wieder nahe, die israelische Luftwaffe könnte die iranischen Atomanlagen angreifen, sollte es der internationalen Gemeinschaft nicht gelingen, den Teheran zum Einlenken zu bewegen. Netanjahu und Verteidigungsminister Ehud Barak sollen einen solchen Schritt befürworten, ranghohe frühere Militärvertreter sind jedoch dagegen. (dapd)