Berlin. . Bundes-Entwicklungshilfeminister Niebel fordert einen Verkaufsstopp des Biosprits E10. Der FDP-Politiker verwies am Mittwoch in einem TV-Interview darauf, dass die Vereinten Nationen bereits vor einer Lebensmittelkrise warnten, weil Getreide derzeit immer teurer werde. Lob bekommt der FDP-Politiker von Hilfsorganisationen.

Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) erhält bei seiner Forderung nach einem Verzicht auf den Biosprit E10 Unterstützung von Hilfsorganisationen. "Es ist ungerecht und verantwortungslos, dass Menschen hungern müssen, damit wir mit einem scheinbar reinen Gewissen unsere Autos tanken können", sagte der Sprecher des evangelischen Hilfswerks "Brot für die Welt", Rainer Lang, der "Westdeutschen Zeitung". Auch die Welthungerhilfe begrüßt den Vorstoß.

Angesichts weltweit steigender Lebensmittelpreise hatte der Bundes-Entwicklungshilfeminister gefordert, den Biosprit E10 vorübergehend nicht mehr an deutschen Tankstellen vertreiben.

Konflikt zwischen Tank und Teller

"Das ist ein Konflikt zwischen Tank und Teller, und gerade bei steigenden Lebensmittelpreisen kann Biosprit zu stärkerem Hunger in der Welt beitragen", sagte der FDP-Politiker am Mittwoch dem Fernsehsender n-tv. Die von der früheren rot-grünen Bundesregierung durchgesetzte Beimischungspflicht führe letztendlich dazu, dass Menschen zu wenig Nahrung hätten.

Zudem sei E10 in Deutschland ohnehin nie akzeptiert worden. Deshalb "muss man überdenken, ob das der richtige Weg ist", sagte Niebel. "Und solange man denkt, sollte man E10 aussetzen", forderte der Minister.

Vereinte Nationen warnen vor Ernteausfällen

Die Dürre in den USA und Indien hat zu enormen Ernteausfällen geführt, die beispielsweise die Preise für Getreide in die Höhe getrieben haben. Die Vereinten Nationen warnten bereits vor einer Lebensmittelkrise.

Keine abgestimmte Strategie

Bioethanol wird in Deutschland aus Getreide und vor allem aus sogenannten Industrierüben gewonnen, die zum Verzehr ungeeignet sind.

Dirk Niebel

Im Mai 2005 trat Dirk Niebel das Amt des FDP-Generalsekretärs an. Niebel wurde damit Nachfolger der umstrittenen Cornelia Pieper.
Im Mai 2005 trat Dirk Niebel das Amt des FDP-Generalsekretärs an. Niebel wurde damit Nachfolger der umstrittenen Cornelia Pieper. © ddp
2007 wählten die Liberalen den gebürtigen Hamburger erneut zu ihrem Generalsekretär.
2007 wählten die Liberalen den gebürtigen Hamburger erneut zu ihrem Generalsekretär. © ddp
Die politische Karriere Niebels begann in Heidelberg. Dort war er Gründungsmitglied der Jungen Liberalen. Seit 1998 ist er Mitglied des Deutschen Bundestages.
Die politische Karriere Niebels begann in Heidelberg. Dort war er Gründungsmitglied der Jungen Liberalen. Seit 1998 ist er Mitglied des Deutschen Bundestages. © WAZ FotoPool
1998 wurde er auch zum arbeitsmarktpolitischen Sprecher der FDP-Fraktion ernannt.
1998 wurde er auch zum arbeitsmarktpolitischen Sprecher der FDP-Fraktion ernannt. © ddp
2004 bis 2005 gehörte Niebel dem Heidelberger Stadtrat an.
2004 bis 2005 gehörte Niebel dem Heidelberger Stadtrat an. © Getty Images
Der 46-Jährige war nach der Fachhochschulreife 1983 acht Jahre als Zeitsoldat bei den Fallschirmjägern der Bundeswehr in Calw.
Der 46-Jährige war nach der Fachhochschulreife 1983 acht Jahre als Zeitsoldat bei den Fallschirmjägern der Bundeswehr in Calw. © Getty Images
Niebel bleibt meistens lieber im Hintergrund, im Gegensatz zum FDP-Parteivorsitzenden Guido Westerwelle und der Europaabgeordneten Silvana Koch-Mehrin.
Niebel bleibt meistens lieber im Hintergrund, im Gegensatz zum FDP-Parteivorsitzenden Guido Westerwelle und der Europaabgeordneten Silvana Koch-Mehrin. © AP
Bei Maybrit Illner war er trotzdem.
Bei Maybrit Illner war er trotzdem. © imago stock&people
Im Zentrum der Macht: Niebel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle.
Im Zentrum der Macht: Niebel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle. © Getty Images
Auf dem Weg nach oben - hier ist Niebel auf dem Weg zu den Koalitionsgesprächen.
Auf dem Weg nach oben - hier ist Niebel auf dem Weg zu den Koalitionsgesprächen. © Getty Images
Im vertrauten Gespräch mit seinem Parteichef Westerwelle.
Im vertrauten Gespräch mit seinem Parteichef Westerwelle. © Getty Images
Die neuen FDPler im Kabinett: Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler, Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel und Außenminister Guido Westerwelle.
Die neuen FDPler im Kabinett: Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler, Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel und Außenminister Guido Westerwelle. © ddp
Bundestagspräsident Norbert Lammert vereidigt Niebel...
Bundestagspräsident Norbert Lammert vereidigt Niebel... © Getty Images
...und Bundespräsident Horst Köhler gratuliert.
...und Bundespräsident Horst Köhler gratuliert. © Getty Images
Niebel wird jetzt öfter mit Ministerkollegen plaudern, wie hier mit Bildungsministerin Annette Schavan von der CDU.
Niebel wird jetzt öfter mit Ministerkollegen plaudern, wie hier mit Bildungsministerin Annette Schavan von der CDU. © imago stock&people
Seine Frau Andrea, mit der er seit 1990 verheiratet ist, arbeitet als Logopädin und hat eine eigene Praxis. Das Paar hat drei Söhne.
Seine Frau Andrea, mit der er seit 1990 verheiratet ist, arbeitet als Logopädin und hat eine eigene Praxis. Das Paar hat drei Söhne. © Getty Images
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Eine Sprecherin des Entwicklungsministeriums wies darauf hin, dass Niebel den Vorschlag aus "entwicklungspolitischer Sicht" unterbreitet habe. Sprecher von Umwelt- und Wirtschaftsministerium erklärten, es handele sich bei dem Vorstoß nicht um eine im Kabinett abgestimmte Strategie. (rtr/afp/dapd)