Berlin. Vergiftetes Kompliment oder Kehrtwende? Der Fraktionschef der Linken lobt die politische Entwicklung der einstigen Vorzeige-Kommunistin Wagenknecht: Die habe nun nicht nur Marx, sondern auch Ludwig Erhard gelesen - “und verstanden“. Und auch mit Lafontaine sei wieder alles in Ordnung.

Linken-Fraktionschef Gregor Gysi kann sich seine Stellvertreterin Sahra Wagenknecht gut als seine künftige Nachfolgerin vorstellen. "Irgendwann steht der Generationswechsel an. Ich würde es ihr gönnen", sagte Gysi der Zeitschrift "Bunte". "Das Zeug dazu entwickelt sie." Vor einigen Jahren habe er Wagenknechts Aufstieg nicht befürwortet, fügte der Fraktionschef hinzu. "Heute hat sie nicht nur Karl Marx, sondern auch Ludwig Erhard gelesen - und verstanden. Nun müsse Wagenknecht nur noch lernen, ihre Erkenntnisse auch Leuten zu vermitteln, die sich kaum mit Politik beschäftigten.

"Ich denke nicht ans Aufhören"

Wann der Generationenwechsel anstehen könnte, ließ Gysi offen. Im "Sommerinterview" der ARD hatte der Fraktionsvorsitzende der Linken erst jüngst noch angekündigt, er wolle seine politische Karriere noch nicht beenden. "Ich denke nicht ans Aufhören und will mein Bundestags-Direktmandat in Berlin auf jeden Fall wieder erringen", hatte der der 64-Jährige betont.

Gysi-Auftritt in Bochum

. . .und nimmt zunächst mit Christian Leye und Mehriban Özdogan (v.l.), den Bochumer Direktkandidaten für die Landtagswahl vorlieb, hier im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen (r.).
. . .und nimmt zunächst mit Christian Leye und Mehriban Özdogan (v.l.), den Bochumer Direktkandidaten für die Landtagswahl vorlieb, hier im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen (r.). © WAZ FotoPool
Dann spricht Özlem Alev Demirel, die ehemalige Parlamentarische Geschäftsführerin der Linken im Landtag.
Dann spricht Özlem Alev Demirel, die ehemalige Parlamentarische Geschäftsführerin der Linken im Landtag. © WAZ FotoPool
. . .und hier ist ihr Fraktionsvorsitzender im Bundestag: Gregor Gysi. Das Telefonat beendet er noch in Ruhe, trotz einer dreiviertel Stunde Verspätung.
. . .und hier ist ihr Fraktionsvorsitzender im Bundestag: Gregor Gysi. Das Telefonat beendet er noch in Ruhe, trotz einer dreiviertel Stunde Verspätung. © WAZ FotoPool
. . .und muss die Anhänger der Partei noch weiter warten lassen, weil er von Autogrammjägern abgefangen wird.
. . .und muss die Anhänger der Partei noch weiter warten lassen, weil er von Autogrammjägern abgefangen wird. © WAZ FotoPool
Gysi nimmt sich die Zeit.
Gysi nimmt sich die Zeit. © WAZ FotoPool
Und schreibt fleißig.
Und schreibt fleißig. © WAZ FotoPool
Die Menge wartet unterdessen weiter.
Die Menge wartet unterdessen weiter. © WAZ FotoPool
Und Gysi wird wieder aufgehalten.
Und Gysi wird wieder aufgehalten. © WAZ FotoPool
Und wieder nimmt er sich die Zeit um zu erklären.
Und wieder nimmt er sich die Zeit um zu erklären. © WAZ FotoPool
Und zu erklären.
Und zu erklären. © WAZ FotoPool
Und zu erklären.
Und zu erklären. © WAZ FotoPool
Denn wenn alles. . .
Denn wenn alles. . . © WAZ FotoPool
. . . abwärts geht, . . .
. . . abwärts geht, . . . © WAZ FotoPool
. . .dann hilft nur noch richtig. . .
. . .dann hilft nur noch richtig. . . © WAZ FotoPool
. . .anpacken.
. . .anpacken. © WAZ FotoPool
Und wieder eine Frage.
Und wieder eine Frage. © WAZ FotoPool
Linken-Spitzenkandidatin Katharina Schwabedissen wird herzlich von Gysi begrüßt.
Linken-Spitzenkandidatin Katharina Schwabedissen wird herzlich von Gysi begrüßt. © WAZ FotoPool
Es soll aufwärts gehen mit der Partei, darin sind sich beide einig.
Es soll aufwärts gehen mit der Partei, darin sind sich beide einig. © WAZ FotoPool
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Ehe Gysi auf die Bühne darf, fragt die Presse auch nochmal an.
Ehe Gysi auf die Bühne darf, fragt die Presse auch nochmal an. © WAZ FotoPool
Gysi traut dem Fragesteller nicht so richtig. . .
Gysi traut dem Fragesteller nicht so richtig. . . © WAZ FotoPool
. . .und sagt erstmal gar nichts.
. . .und sagt erstmal gar nichts. © WAZ FotoPool
Die wartende Menge hat sich mittlerweile rund eine Stunde in Geduld geübt.
Die wartende Menge hat sich mittlerweile rund eine Stunde in Geduld geübt. © WAZ FotoPool
Wie man Gysi kennt, tritt er als engagierter, gestenreicher Redner auf.
Wie man Gysi kennt, tritt er als engagierter, gestenreicher Redner auf. © WAZ FotoPool
Gerne mit erhobenem Zeigefinger.
Gerne mit erhobenem Zeigefinger. © WAZ FotoPool
Seine Anhänger hören im fast andächtig zu.
Seine Anhänger hören im fast andächtig zu. © WAZ FotoPool
Und Gysi schimpft: auf andere Parteien und Politiker, über den Afghanistan-Krieg, Libyen-Einsatz und die Nato.
Und Gysi schimpft: auf andere Parteien und Politiker, über den Afghanistan-Krieg, Libyen-Einsatz und die Nato. © WAZ FotoPool
Und natürlich über auf den Kapitalismus.
Und natürlich über auf den Kapitalismus. © WAZ FotoPool
Für Opel in Bochum. . .
Für Opel in Bochum. . . © WAZ FotoPool
. . .forderte Gysi Unterstützung.
. . .forderte Gysi Unterstützung. © WAZ FotoPool
Die Arbeitsplätze dürften nicht so einfach
Die Arbeitsplätze dürften nicht so einfach "von einem Boss in den USA" der Rendite wegen aufgegeben werden. © WAZ FotoPool
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Dass er nun Wagenknechts politische Weiterentwicklung lobt, dürfte viele Beobachter überraschen. Denn die Fraktionsvize, die mit dem früheren Linke-Vorsitzenden Oskar Lafontaine liiert ist, gilt als Vertreterin des linken Parteiflügels und hatte als einstige Wortführerin der Kommunistischen Plattform einst viel interne Kritik auf sich gezogen. Zudem hatte sie gemeinsam mit Lafontaine die Linke beim jüngsten Parteitag in eine Zerreißprobe geführt, indem die beiden fintenreich verhindert hatten, dass der erklärte Lafontaine-Kritiker und Reformpolitiker Dietmar Bartsch neuer Parteichef wurde.

Stattdessen lancierten sie mit Katja Kipping und Bernd Riexinger zwei eher unerfahrene Politiker an der Parteispitze - die aber auf Lafontaines kompromisslosen Anti-SPD-Kurs liegen. Gysi äußerte sich nach dem Parteitag extrem kritisch über seinen früheren Co-Parteichef. Nun allerdings betont er, er verstehe er sich inzwischen gut mit Lafontaine. Die beiden sprächen "so deutlich miteinander wie nie zuvor, sagte der Fraktionschef. "Der Ton ist wieder besser geworden, wir meistern die Widersprüche." (afp)