Essen. Viele Schüler in Nordrhein-Westfalen wissen nur wenig über Geschichte: Das Niveau der politischen Bildung liegt laut einer Studie deutlich unter dem anderer Bundesländer. Besondere Wissenslücken der NRW-Schüler zeigen sich bei der DDR-Geschichte.

Das Niveau der politischen Bildung und des zeitgeschichtlichen Unterrichts an NRW-Schulen liegt offenbar deutlich unter dem in anderen Bundesländern. Nicht nur, dass viele Schüler eine Diktatur nicht von einer Demokratie unterscheiden können. 40 Prozent halten auch die Bundesrepublik in der Zeit vor der Einheit nicht für ein demokratisches System. Ebenso viele glauben, dass die Menschen in der DDR durch Wahlen die Politik mitbestimmen konnten.

Auch interessant

Das sind Ergebnisse einer groß angelegten Studie der Freien Universität Berlin unter der Regie von Prof. Klaus Schroeder, die am Dienstag in Berlin veröffentlicht wird. In den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen, Sachsen-Anhalt und NRW wurden dafür in den Klassenstufen neun und zehn 5500 Schülerinnen und Schüler befragt. In NRW lagen die Schulen unter anderem in Dortmund, Oberhausen und Köln.

Zu wenig Sachwissen

„Nordrhein-Westfalen schneidet am schlechtesten ab“, sagt Dagmar Schulze Heuling, die an dem Projekt mitgearbeitet hat. „Hier wissen die Schülerinnen und Schüler am wenigsten. Sie lernen auch am wenigsten hinzu“. Die Wissenschaftler führen das auch auf die Lehrpläne zurück.

Ihre Kritik: Die Lehrpläne waren – zumindest bis zu einem Wechsel im Herbst letzten Jahres - anders als in den anderen Bundesländern zu wenig auf die Vermittlung von Sachwissen ausgerichtet. „Fast scheint es, als sollten die nordrhein-westfälischen Schüler nicht durch Fakten verwirrt werden“, heißt es in der Studie. „Vielmehr stehen hier Kategorien wie Interesse oder persönliche Betroffenheit im Vordergrund“.

Besonders DDR-Wissen lückenhaft

Auch interessant

Besondere Wissenslücken der NRW-Schüler zeigen sich bei der DDR-Geschichte. Nur 40 Prozent wissen sicher, dass Erich Honecker ein DDR-Politiker war. Weniger als 20 Prozent konnten Walter Ulbricht der DDR zuordnen. 30 Prozent der Schüler stehen dem ideologischen System der DDR auch nach Ende des Schulunterrichts positiv oder neutral gegenüber.

Deutlicher negativer schätzen die Schüler den Nationalsozialismus ein. Die Ablehnung ist mit 82,1 Prozent an Rhein und Ruhr aber weniger ausgeprägt als in anderen Ländern. 8,8 Prozent bewerten ihn sogar positiv.