Aleppo. UN-Generalsekretär Ban berichtet über neuerliche Attacke von Regierungssoldaten auf die internationale Mission. Schlacht um Aleppo wird immer brutaler geführt. 200.000 Menschen sind auf der Flucht vor den Gefechten.
Nach einem Angriff der syrischen Streitkräfte auf einen Konvoi der internationalen Beobachter hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erneut zu einem sofortigen Ende des Blutvergießens im Land aufgerufen. Er sei tief besorgt, dass Damaskus jede Art von schwerem Gerät einsetze, darunter Kampfflugzeuge, Kampfhubschrauber und schwere Waffen, sagte Ban am Montag in New York. "Dies ist eine inakzeptable Situation. Jeden Tag werden mehr als 100 Menschen getötet", erklärte er. Mehr als zwei Millionen Menschen seien von der Gewalt betroffen. Noch mehr Kämpfe könnten nicht die Antwort sein. Ban warnte vor einem religiös motivierten Bürgerkrieg, der auch die Nachbarstaaten Syriens gefährden könnte.
Bereits mehr als ein Dutzend Beobachterfahrzeuge zerstört
Der UN-Generalsekretär forderte das syrische Regime erneut zu einer vollständigen Zusammenarbeit mit der Beobachtermission auf. Danach sieht es derzeit allerdings ganz und gar nicht aus: In der Nähe der Stadt Homs sei ein Konvoi der Beobachter von Soldaten beschossen worden, berichtete Ban. In einem der fünf Fahrzeuge sei Missionsleiter General Babacar Gaye unterwegs gewesen. "Glücklicherweise wurde niemand verletzt", erklärte Ban. Insgesamt wurden durch Beschuss der Truppen von Präsident Baschar Assad den Angaben zufolge bereits mehr als ein Dutzend Beobachter-Fahrzeuge zerstört.
Am Montag hatte die Schlacht um die Stadt Aleppo weiter an Brutalität zugenommen. Angaben zur Zahl der Toten lagen nicht vor. Die UN erklärten aber, rund 200.000 Menschen seien aus der Stadt geflohen. Angesichts der Gewalt setzten sich zwölf weitere syrische Offiziere in die Türkei ab. In London kehrte ein Diplomat Damaskus den Rücken. US-Verteidigungsminister Leon Panetta sagte, der Einsatz von Kampfhubschraubern gegen die eigene Bevölkerung werde sich als "Nagel im Sarg Assads" erweisen.
Widersprüchliche Meldungen über Lage in Aleppo
Die Meldungen über die Lage in Aleppo zeichneten ein widersprüchliches Bild. Staatsmedien berichteten am Montag von massiven Angriffen. Das Viertel Salaheddine sei "gesäubert" worden und die Rebellen hätten "große Verluste" erlitten, hieß es. Aktivisten in der Stadt erklärten hingegen, die Kämpfe in dem Gebiet, das als eine der Hochburgen des Widerstands in Aleppo gilt, dauerten an, Assads Truppen seien bislang nicht in das Viertel eingedrungen.
Die Panzer Assads befänden sich im nahegelegenen Bezirk Hamdanija, sagte der Aktivist Mohammed Said. Dort gebe es heftige Gefechte und von dort hätten die Regierungstruppen Salaheddine willkürlich bombardiert. Das Viertel selbst sei aber weiter in Rebellenhand.
Obama spricht mit Erdogan
US-Präsident Barack Obama sprach am Montag in einem Telefonat mit dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan über die Lage in Syrien. Beide verständigten sich auf gemeinsame Bemühungen zur Unterstützung der wachsenden Zahl von Flüchtlingen, wie das Weiße Haus mitteilte. Die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete am Montag, die Regierung in Ankara werde weitere Truppen an der Grenze zu Syrien stationieren. (dapd)