Bagdad. Der Irak kommt nicht zur Ruhe: Auch am Montag zündeten Attentäter in mehreren Städten Sprengsätze. Die Zahl der Opfer steigt stetig: Irakische Behörden sprechen inzwischen von 103 Toten und fast 200 Verletzten. Erst am Sonntag waren bei einer Anschlagserie in dem Land 17 Menschen getötet worden.

Bombenanschläge und Schießereien mit mehr als 100 Toten landesweit haben den Montag zum bislang blutigsten Tag des Jahres für den Irak werden lassen. Bei einer offenbar koordinierten Anschlagsserie detonierten innerhalb weniger Stunden Sprengsätze in einem guten Dutzend irakischer Städte. Bis zum Mittag meldeten die Behörden mindestens 103 Tote und fast 200 Verletzte.

Ziel der Angriffe waren meist Einrichtungen der Sicherheitskräfte sowie Regierungsgebäude. Zunächst bekannte sich niemand zu den Anschlägen, allerdings hatte das Terrornetzwerk Al-Kaida erst vor wenigen Tagen eine neue Offensive angekündigt. Das Ziel: Die Lage im Land zu destabilisieren.

Iraker vermuten Al-Kaida hinter den Anschlägen

"Al-Kaida versucht die Botschaft auszusenden, dass es weiterhin stark und in der Lage ist, Zeit und Orte für Anschläge auszuwählen", sagte der schiitische Parlamentsabgeordnete Hakim al Samili. Die Unfähigkeit, Geheimdienstinformationen über Terrorpläne zu sammeln, oder diese trotz Kontrollen zu stoppen, habe gezeigt, wie hilflos die Regierung sei, wenn es darum ginge, die Menschen zu schützen, sagte al Samili, der dem Sicherheits- und Verteidigungsausschuss angehört.

Augenzeugen berichten von donnernden Explosionen

Er habe eine "donnernde Explosion" gehört, berichtete Mohammed Munim, ein verletzter Mitarbeiter eines Innenministeriumsbüros im Bagdader Viertel Sadr City. Eine Autobombe vor dem Gebäude riss allein 16 Menschen in den Tod. "Das Einzige, woran ich mich erinnere, sind der Rauch und das Feuer, die überall waren", sagte der 35-jährige Munim.

Die folgenschwersten Anschläge wurden in der hauptsächlich von Sunniten bewohnten Stadt Tadschi, rund 20 Kilometer nördlich der Hauptstadt, verübt. Dort explodierten nach Polizeiangaben zunächst mehrere Bomben, die um fünf Häuser gelegt worden waren, bevor sich noch ein Selbstmordattentäter inmitten der zu Hilfe eilenden Polizisten in die Luft sprengte. 41 Menschen wurden getötet.

Bewaffnete erschossen aus Autos heraus 13 Soldaten

In der nordöstlichen Stadt Udaim eröffneten Bewaffnete vor einer Kaserne aus drei Fahrzeugen das Feuer eröffnet und töteten 13 Soldaten, wie die Polizei mitteilte. Die Angreifer konnten entkommen. Ebenfalls im Nordosten, in der Provinz Dijala, wurden nach Angaben der irakischen Sicherheitskräfte bei den Explosionen mehrerer Autobomben und Sprengfallen am Straßenrand elf Menschen getötet und mindestens 25 weitere verletzt.

Bundesaußenminister Westerwelle verurteilte die blutige Anschlagsserie

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte die jüngste Anschlagsserie im Irak. "Unsere Gedanken sind mit all denen, die bei diesen Anschlägen Freunde oder Angehörige verloren haben", sagte Westerwelle am Montag in Berlin. Ziel der "durch nichts zu rechtfertigenden Bluttaten" sei es, die Stabilisierung und wirtschaftliche Entwicklung des Landes zu untergraben. "Es darf nicht gelingen, die in den letzten Monaten erzielten Erfolge bei der Stabilisierung der Sicherheitslage zunichtezumachen", mahnte der Minister.