Essen/Berlin. . Eine neue Studie belegt, dass Geldinstitute zum Teil überhöhte Dispo-Zinsen kassieren. In der Politik werden Forderungen nach einer gesetzlich festgelegten Obergrenze laut. Doch diesen Vorstoß von SPD und Grünen lehnt Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) ab.
Viele Geldinstitute knöpfen ihren Kunden beim Überziehungskredit höhere Zinsen ab als nötig. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag des Bundesverbraucherministeriums. SPD und Verbraucherschützer fordern deshalb die Einführung einer gesetzlichen Zinsobergrenze.
Banken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken können sich aufgrund der gesunkenen Leitzinsen Geld zu historisch günstigen Konditionen beschaffen. Die Vorteile geben sie aber offenbar nicht an ihre Kunden weiter. „Die Dispo-Zinsen sind nicht in gleichem Maße gefallen“, so die Gutachter vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und vom Institut für Finanzdienstleistungen.
Verbraucherschützer klagen schon lange über teils sehr hohe Zinsen. Laut Studie bewegt sich der Rahmen zwischen sechs Prozent für den eingeräumten Dispo bis zu nahezu 20 Prozent für eine geduldete Überziehung. Durchschnittlich berechnen die Unternehmen 10,27 Prozent. Sie könnten aber mit einem Zinssatz von zehn Prozent profitabel arbeiten, meinen die Forscher.
500 Euro Dispokredit pro Kopf
Kontoüberziehungen sind weit verbreitet. Vier von fünf Kontoinhabern dürfen sich über das Girokonto von ihrem Institut Geld leihen. 29 Prozent nehmen das Angebot auch an. Zusammengenommen stehen die Verbraucher bei den Banken mit 41 Milliarden Euro in der Kreide. Auf jeden Bundesbürger entfallen rechnerisch 500 Euro Dispokredit. In der Regel können die Kunden über einen Kreditrahmen von zwei bis drei Nettoeinkommen verfügen.
In einer Forsa-Umfrage, die ebenfalls das Verbraucherministerium bestellt hat, gaben 80 Prozent der Bürger an, das Dispo-Zinsniveau sei unangemessen. Rund jeder vierte Bankkunde hat der Umfrage zufolge sein Konto in diesem Jahr schon einmal überzogen. Jeder Dritte fühlt sich von seinem Geldinstitut schlecht über seinen persönlichen Dispozins informiert.
Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) forderte von den Instituten deshalb „faire Konditionen, volle Transparenz und gute Beratung“. Die Banken selbst weisen den Vorwurf der Abzocke zurück: Mit jedem Kontoauszug werde der Kunde über den Dispo-Zins informiert. Zudem sei der Verwaltungsaufwand bei einer Kontoüberziehung sehr hoch, erklärte etwa der Sparkassenverband Westfalen-Lippe.