Moskau. . Seit März sitzen die russischen Punkrockerinnen „Pussy Riot“ in Haft. Jetzt wird der Band, die für ihre regimekritischer Songs bekannt ist, der Prozess gemacht. Die öffentliche Meinung in Russland ist gespalten. Den Musikerinnen drohen mehrere Jahre Haft.
Sie sind jung, hübsch und ihre Songs sind beliebt – doch seit Februar sitzen die drei weiblichen Mitglieder der russischen Punkband „Pussy Riots“ hinter Gittern. Ihr „Verbrechen“: Sie machten Stimmung gegen Präsident Wladimir Putin. Am Freitag beginnt der Prozess.
Die Angeklagten hatten im Februar auf der Altartreppe der Moskauer Erlöserkathedrale in bunten Kleidern und Skimützen etwa eine Minute wild getanzt und gesungen, bevor sie von Wachleuten abgedrängt wurden.
Später stellten sie ein Video ins Internet, wo die Aktion mit einem dröhnenden „Punkgebet“ unterlegt wurde, in dem Putin und der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill beschimpft werden. Refrain: „Jungfräuliche Gottesmutter, verjage Putin!“
Anklage wegen Rowdytums
Anlass genug für die Moskauer Justiz, die Mädchen, darunter zwei junge Mütter, für mittlerweile über vier Monate in U-Haft zu setzen. Und nun wirft der Staatsanwalt Maria Alechina (24), Jekaterina Samuzewitsch (29) und Nadeschda Tolokonnikowa (22) Rowdytum vor, auf das in Russland bis zu sieben Jahre Gefängnis steht.
Laut Anklage fügten die „Pussys“ den heiligen Werten des christlichen Gottesdienstes erheblichen Schaden zu und verletzten die Heiligkeit des kirchlichen Sakramentes: „Die öffentliche Ordnung grob verletzend schrien die Mädchen aus dem Motiv religiöser Feindschaft Schimpfwörter, die die Gefühle der Gläubigen verletzten.“
Mehrheit für Gefängnisstrafe
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass vor allem die Anti-Putin-Parole den jungen Frauen den Prozess einbrachte. Ende Juni hatten 203 Kulturschaffende in einem offenen Brief Freiheit für die Angeklagten gefordert.
Offizielle Kirchenvertreter und ein großer Teil der Öffentlichkeit sehen das anders. Nach einer Umfrage der FOM-Stiftung für öffentliche Meinung von letzter Woche sind 39 Prozent der Russen für eine mehrjährige Gefängnisstrafe, 37 Prozent dagegen. Der Pussy Riots-Verteidiger Mark Fejgin fürchtet, dass seinen Mandanten lange Gefängnisstraßen drohen.