Damaskus. UN-Beobachter haben am Samstag den Ort des jüngsten Massakers in Syrien besucht. In der Kleinstadt Treimsa in der Provinz Hama sollen am Donnerstag mindestens 150 Menschen durch die Armee und verbündete Milizen getötet worden sein. Die UN-Beobachter hätten die “bombardierten Gebäude und die blutbefleckten Orte“ angeschaut.
Die in Syrien stationierten UN-Beobachter haben am Samstag den Ort des jüngsten Massakers besucht. Die Kontrolleure seien in der Kleinstadt Treimsa in der Provinz Hama gewesen, wo Aktivisten zufolge am Donnerstag mindestens 150 Menschen durch die Armee und verbündete Milizen getötet wurden, teilte eine Sprecherin der Mission mit. Ein Aktivist in der nahegelegenen Stadt Hama sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Beobachter hätten die "bombardierten Gebäude und die blutbefleckten Orte" angeschaut.
300 UN-Beobachter in Syrien
Der Leiter der UN-Beobachtermission, Robert Mood, hatte am Freitag gesagt, im Fall eines örtlichen Waffenstillstands seien die Kontrolleure bereit, sich nach Treimsa zu begeben. Er verwies darauf, dass die Mission wegen der Gefahr für die Mitarbeiter zwar seit dem 15. Juni ausgesetzt sei. Allerdings seien rund 300 Beobachter weiterhin in den Regionen präsent und würden von dort aus die Ereignisse verfolgen. Nach Angaben von Mood verfolgten Beobachter die Gefechte um Treimsa aus einer Entfernung von fünf bis sechs Kilometern.
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte waren in Treimsa am Donnerstag mindestens 150 Menschen getötet worden. Berichten zufolge handelte es sich bei den meisten Opfern um Aufständische, die zuvor einen Armeekonvoi angegriffen hatten. Aktivisten sprachen von dutzenden Rebellen, die in der mehrheitlich sunnitischen Kleinstadt standrechtlich erschossen worden seien. Zahlreiche Zivilisten seien zudem beim Versuch, über die Felder zu entkommen, getötet worden. Neben der Armee sollen auch Milizen aus nahegelegenen alawitischen Dörfern beteiligt gewesen sein.
UN-Generalsekretär warnt vor Untätigkeit in Syrien-Konflikt
Nach dem erneuten Massaker in Syrien hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die Staatengemeinschaft eindringlich zum Handeln aufgefordert. Sollte der UN-Sicherheitsrat den Druck auf die Führung in Damaskus nicht erhöhen, wäre dies eine "Lizenz für weitere Massaker", warnte Ban am Freitag. Am Samstag begaben sich UN-Beobachter nach Treimsa, wo Aktivisten zufolge am Donnerstag mindestens 150 Menschen getötet worden waren.
Der UN-Sicherheitsrat müsse eine "starke Botschaft" aussenden, dass Verstöße gegen den Friedensplan des internationalen Sondergesandten Kofi Annan "ernsthafte Konsequenzen" hätten, sagte Ban. Mit Blick auf das Massaker in der Kleinstadt Treimsa in der Provinz Hama, bei dem Aktivisten zufolge am Donnerstag mindestens 150 Menschen durch die Armee und verbündete Milizen getötet worden waren, sprach Ban von "entsetzlichen Massentötungen".
Frankreichs Staatschef François Hollande sagte, er habe seinen russischen Kollegen Wladimir Putin gewarnt, dass Russland mit der Blockade im UN-Sicherheitsrat eine politische Lösung erschwere und damit einen "Bürgerkrieg in Syrien" riskiere. Zuvor hatte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sein Bestürzen und Entsetzen über das Massaker geäußert. Zahlreiche weitere Staatsführer verurteilten die Taten.
Sturm der Syrischen Armee auf Cherbet Ghasale
Unterdessen stürmte die Armee die Ortschaft Cherbet Ghasale in der südlichen Provinz Daraa. Wie ein Aktivist, der sich als Bajan Ahmed vorstellte, sagte, wurde die Ortschaft zunächst aus Helikoptern beschossen, bevor hunderte Soldaten und Milizionäre unterstützt von Panzern in die Siedlung eindrangen. Sie seien auf keinen Widerstand gestoßen, da die Kämpfer der aufständischen Freien Syrischen Armee die Stadt bereits verlassen hatten.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London erklärte, am Samstag seien landesweit 28 Menschen getötet worden, darunter 13 Zivilisten, neun Rebellen und sechs Soldaten. Die Opferzahl für Freitag gab die Organisation mit 118 an, darunter 49 Zivilisten, 37 Soldaten und 32 Aufständische.
Die meisten Opfer gab es der Beobachtungstelle zufolge am Samstag beim Beschuss der Rebellenhochburg Homs sowie in Duma nahe der Hauptstadt Damaskus, wo im Morgengrauen sieben Zivilisten beim Einschlag einer Granate in ihrem Haus getötet worden seien. Bei Gefechten in der nördlichen Provinz Aleppo an der Grenze zur Türkei seien zudem sechs Aufständische und fünf Soldaten getötet worden. (afp)