Damaskus. . Der Flüchtlingsstrom von Syrien ins Nachbarland Türkei reißt nicht ab. Bei den jüngsten Überläufen sollen sich auch Dutzende Soldaten abgesetzt haben, darunter hochrangige Militärs. Unterdessen bedauerte Assad öffentlich den Abschuss eines türkischen Kampfjets.

Syriens Staatschef Baschar al-Assad hat den Abschuss eines türkischen Kampfjets durch die syrische Armee vor knapp zwei Wochen bedauert. Die Maschine sei in einem Gebiet unterwegs gewesen, das in der Vergangenheit mehrfach von der israelischen Luftwaffe genutzt worden sei, sagte Assad in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der türkischen Zeitung "Cumhüriyet". Er bedauere diesen Vorfall "zu 100 Prozent".

Auch hochrangige Militärs fliehen

Einem Medienbericht zufolge flohen derweil rund 300 Syrer in die Türkei, darunter 85 Soldaten der Armee. Es sei eine der größten Gruppen syrischer Deserteure gewesen, die seit dem Beginn der Proteste gegen Präsident Assad in der Türkei Zuflucht gesucht hätten, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Montag. Unter den Überläufern befanden sich demnach ein General und mehrere Offiziere. Mittlerweile halten sich mehr als 35.000 syrische Flüchtlinge in der Türkei auf.

In einem eindringlichen Appell ermahnte der Generalsekretär der Arabischen Liga die zersplitterte syrische Opposition zur Einigkeit. „Die Opfer des syrischen Volks sind größer als wir und wertvoller“ als jegliche Meinungsverschiedenheiten zwischen den einzelnen Gruppierungen, sagte Nabil Elarabi am Montag vor fast 250 syrischen Oppositionellen in Kairo. Uneinigkeit herrscht zwischen den verschiedenen Gruppen vor allem in der Frage, ob ein Dialog mit der Regierung von Präsident Baschar Assad eingeläutet werden soll. Unterdessen flohen weitere 85 syrische Soldaten ins Nachbarland Türkei.

Appell an die Opposition

Die Opposition dürfe die Gelegenheit, ihre Differenzen zu überbrücken, unter keinen Umständen verstreichen lassen, forderte Elarabi. In einer Rede zum Auftakt der Konferenz stellte sich auch der Stellvertreter des UN-Sondergesandten Kofi Annan hinter den Appell Elarabis. Einigkeit sei „keine Option, sondern eine Notwendigkeit, wenn die Opposition die Unterstützung der Bevölkerung und auf internationaler Ebene mehren will“, sagte Nasser al Kidwa.

Es war das erste Mal, dass die Arabische Liga zu einem Treffen der syrischen Opposition eingeladen hatte. Allerdings war die Freie Syrische Armee (FSA) - der wichtigste Zusammenschluss von Rebellengruppen in dem Land - bei den Gesprächen nicht vertreten. Das Treffen sei rein politisch und die Rebellen seien daher nicht eingeladen worden, erklärte Fias Amru, der einer mit der FSA verbundenen Rebellengruppe angehört.

In New York rief UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay den UN-Sicherheitsrat dazu auf, die vorerst eingestellte Beobachtermission in Syrien zu stärken. Der blutige Konflikt in dem Land solle zudem vor den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag gebracht werden, forderte Pillay am Montag in New York. Einen solchen Vorstoß dürfte Russland allerdings blockieren. Die anhaltende Lieferung von Waffen an die Regierung und Opposition in Syrien drohe den Konflikt dramatisch zu verschärfen. „Das muss um jeden Preis verhindert werden“, sagte Pillay. (dapd)