Ankara. Vor knapp einer Woche hat Syrien einen türkischen Kampfjet abgeschossen. Erst reagierte die Türkei verhalten, jetzt rüstet das Land an der Grenze zu Syrien auf und droht mit militärischen Reaktionen. Mehrere Geschütze seien in Stellung gebracht worden, berichten Medien.

Nach dem Abschuss eines türkischen Kampfflugzeugs durch die syrischen Streitkräfte rüstet Ankara offenbar seine Grenze zu dem Nachbarland auf. In der Region werden nach einem Bericht des türkischen Staatsfernsehens Flugabwehrgeschütze stationiert. Mehrere Geschütze seien bereits in Stellung gebracht worden, meldete der Sender TRT am Donnerstag.

Die private Nachrichtenagentur Dogan zeigte Aufnahmen eines Militärkonvois, darunter ein Raketenwerfer, der in Richtung syrische Grenze fuhr. Unterdessen wurde bekannt, dass Russland einen zweiten Versuch unternehmen will, um drei gewartete Kampfhubschrauber zurück nach Syrien zu bringen.

Derweil hat eine schwere Explosion am Donnerstag den Gerichtsbezirk der syrischen Hauptstadt Damaskus erschüttert. Die Detonation habe sich auf dem Parkplatz des Justizpalastes ereignet, berichtete das Staatsfernsehen. In dem Komplex sind mehrere Gerichtshöfe untergebracht. Die Ursache der Explosion war zunächst unklar.

Widersprüchliche Darstellungen des Abschusses

Nach dem Abschuss des Militärflugzeugs am vergangenen Freitag hatte Ankara Damaskus am Dienstag für den Fall weiterer Provokationen mit militärischen Reaktionen gedroht. Sollten sich syrische Truppen der Grenze nähern, werde die Türkei dies als direkte Bedrohung werten, sagte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. Durch den Abschuss des türkischen Flugzeugs verschlechterten sich die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen beiden Ländern weiter.

Türkische Stellen räumten ein, dass das Flugzeug irrtümlich in syrischen Luftraum eingedrungen sei, ihn nach einer Warnung aber wieder verlassen habe. Es sei in internationalem Luftraum abgeschossen worden. Außerdem soll Syrien nach Darstellung Ankaras auf ein türkisches Rettungsflugzeug geschossen haben, das nach dem Absturz des Kampfjets ausgeschickt worden sei.

Nach syrischer Darstellung war der Abschuss ein Unfall, der von einer "automatischen Reaktion" eines Befehlshabers einer Luftabwehrstellung verursacht worden sei, der ein nicht identifiziertes Flugzeug mit hoher Geschwindigkeit auf geringer Höhe gesehen habe.

Russland liefert Kampfhubschrauber nach Syrien

Für Donnerstag war ein Treffen des Nationalen Sicherheitsrats der Türkei unter dem Vorsitz von Staatspräsident Abdullah Gül geplant. Im Mittelpunkt der Beratungen dürften die Spannungen zwischen Ankara und Damaskus stehen, hieß es in einem Bericht des Senders TRT.

Aus dem Moskauer Verteidigungsministerium hieß es unterdessen, Russland werde drei Kampfhubschraubern nach Syrien liefern. Die Helikopter würden zurück gebracht, zitierte die Nachrichtenagentur RIA-Nowosti am Donnerstag den leitenden Beamten Alexander Fomin. Einzelheiten über die Vorgehensweise nannte er nicht. Die Hubschrauber waren während der Sowjetära an Syrien geliefert und kürzlich in Russland gewartet worden.

In der vergangenen Woche hatte ein Schiff mit den drei Helikoptern an Bord nach Russland zurückkehren müssen, nachdem der britische Versicherer seine Police zurückgezogen hatte. Trotz des Konflikts in Syrien sowie eines Embargos der USA und der EU liefert Moskau weiterhin Waffen in das Land. (dapd)