Kairo. . Der Kandidat der Muslimbruderschaft, Mohammed Mursi, hat die Stichwahl um das Präsidentenamt in Ägypten gewonnen. Das teilte die Wahlkommission am Sonntag in Kairo mit. Anhänger Mursis, die sich auf dem Tahrir-Platz in Kairo versammelt hatten, brachen in Jubel aus.
In Ägypten ist der Kandidat der Muslimbrüder, der Islamist und Kritiker des früheren Mubarak-Systems Mohammed Mursi, zum neuen Staatschef gewählt worden. Wie die Wahlkommission am Sonntag in Kairo mitteilte, ging Mursi aus der Stichwahl vom vergangenen Wochenende gegen Ex-Regierungschef Ahmed Schafik als Sieger hervor. Es war die erste Präsidentenwahl in Ägypten seit dem Sturz des langjährigen Staatschefs Husni Mubarak im Februar 2011.
Mursi gewann die Stichwahl vor einer Woche mit knapp 52 Prozent der Stimmen gegen den früheren Luftwaffenchef Ahmed Schafik, teilte die Wahlkommission mit. Der neue Präsident soll am 1. Juli sein Amt antreten.
Beschwerden über den Wahlverlauf
Die Wahlbeteiligung lag den Angaben zufolge bei 51 Prozent. Bereits im ersten Wahlgang hatte Mursi mit 24,7 Prozent der Stimmen vor Schafik (23,6 Prozent) gelegen. Eigentlich sollte das Ergebnis der Stichwahl bereits am Donnerstag verkündet werden, die Wahlkommission verschob die Bekanntgabe aber wegen vieler Beschwerden über den Wahlverlauf.
Unmittelbar nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses brachen tausende Anhänger der Bruderschaft auf dem Tahrir-Platz in Jubel aus. Auf dem Platz im Zentrum Kairos hat vor einem Jahr der Volksaufstand gegen den langjährigen Machthaber Husni Mubarak begonnen. Mursis Anhänger schwenkten Fahnen und riefen "Allahu Akbar!" (Gott ist groß).
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Polizei und Militär waren nach Angaben aus Sicherheitskreisen auf gewaltsame Auseinandersetzungen vorbereitet. Unmittelbar vor der Bekanntgabe des Wahlergebnisses war es auf den Straßen der Hauptstadt still. Die Geschäfte blieben trotz des ersten Werktags der Woche geschlossen und die Menschen in ihren Häusern.
Machtkämpfe in Ägypten dürften nicht beendet sein
Allerdings dürften auch mit der Entscheidung für Mursi die Machtkämpfe zwischen dem herrschenden Militärrat, den Islamisten und Kräften des arabischen Frühlings nicht beenden. Die erste freie Wahl eines Präsidenten sollte das Ende der seit sechs Jahrzehnten bestehenden Dominanz der Streitkräfte einläuten. Doch kurz vor Toresschluss beschnitt der Militärrat die Befugnisse des Amtes und ließ das von islamistischen Parteien dominierte Parlament auflösen. Mehr als ein Jahr nach dem Sturz Mubaraks ist damit das künftige Machtgefüge unklar.
Um Betrugsvorwürfen nachzugehen, hatte die Wahlkommission die ursprünglich für Donnerstag geplante Bekanntgabe des Ergebnisses auf Sonntag verschoben. Hinter der Verschiebung vermuteten viele Ägypter - geprägt durch Wahlfälschungen in rund 60 Jahren Herrschaft durch Militärs - den Versuch der Streitkräfte, sich der Forderung nach Demokratie mit aller Macht zu entziehen.
Schafik: Vertreter des alten Regimes
Der frühere General Schafik war der letzte Regierungschef unter dem gestürzten Präsidenten Mubarak. Viele Ägypter sehen den 70-Jährigen als Vertreter des alten Regimes. Wie Mursi hatte er sich im Vorfeld der Bekanntgabe des Wahlergebnisses zum Sieger erklärt.
Der Gesundheitszustand des früheren Machthabers Mubarak hatte sich zuletzt sich dramatisch verschlechtert. In den Sicherheitsbehörden hieß es, der 84-Jährige falle immer wieder ins Koma, der Zustand stabilisiere sich aber. Viele Ägypter verdächtigen die Generäle jedoch, die Verfassung ihres langjährigen und mittlerweile zu lebenslanger Haft verurteilten Weggefährten zu dramatisieren, um ihm das Gefängnis zu ersparen. (rtr/afp/dapd)