Endlich ist der Name gefallen – Mohamed Mursi ist offiziell zum nächsten Präsidenten Ägyptens ernannt und damit der erste post-revolutionäre Nachfolger von Hosni Mubarak. Sieben Tage Nervenkrieg waren am Nil vorausgegangen. Das offizielle Ergebnis vom Sonntag aber wird die Lage in Ägypten kaum beruhigen. Schon jetzt ist der politische Flurschaden gewaltig, haben die Auseinandersetzungen das Volk in nie gekannter Weise polarisiert. Und der neue Präsident sieht seine Macht empfindlich beschnitten und seine Legitimität bereits vor seiner Vereidigung zerkratzt.

Die Generäle des Obersten Militärrates denken gar nicht daran, die Macht gänzlich aus den Händen zu geben und sich einer neuen, zivilen Führung zu beugen. Sie wollen – wie in den letzten sechs Jahrzehnten – weiterhin unangefochten Staat im Staate bleiben. Sie wollen niemandem wirklich Einblick geben in ihr großes Wirtschaftsimperium und nicht den „Launen irgendeines Präsidenten“ ausgesetzt sein, wie es einer der Generäle mal ganz zu Anfang nach dem Sturz von Hosni Mubarak formulierte.

Dessen Regime und seine Strukturen haben sich im Kampf um einen Neuanfang weitaus resistenter erwiesen, als erwartet. Viele Angehörige der alten Eliten agieren längst wieder so, als hätte es nie eine Revolution gegeben. Und so liegt Ägyptens Sehnsucht nach einer demokratischen Zukunft jetzt ausgerechnet in den Händen der Muslimbruderschaft. Wie weit diese Hoffnung tragen wird, kann heute niemand sagen.