Kairo. In Kairo wird am Sonntag das Ergebnis der Präsidentschaftswahl veröffentlicht. In der Stichwahl am vergangenen Wochenende standen sich der Kandidat der Muslimbrüder, Mohammed Mursi, sowie der frühere Regierungschef Ahmed Schafik gegenüber. Nach der Stichwahl hatten beide den Sieg für sich beansprucht.
Eine Woche nach der Stichwahl um das Präsidentenamt in Ägypten will die Wahlkommission des Landes das Endergebnis am (heutigen) Sonntag offiziell bekannt geben. Das teilte der Kommissionsvorsitzende Faruk Sultan am Samstag mit. In der vergangenen Woche hatten sowohl die Anhänger des früheren Ministerpräsidenten unter Ex-Präsident Husni Mubarak, Ahmed Schafik, als auch die Muslimbrüder um Mohammed Mursi jeweils ihren Kandidaten zum Sieger erklärt.
Weil ein Richtergremium zahlreiche Beschwerden wegen Wahlbetrugs prüfen musste, war die zuvor für Donnerstag geplante Veröffentlichung des Wahlergebnisses verschoben worden.
Tausende Sympathisanten Schafiks versammeln sich
Am sechsten Tag in Folge versammelten sich am Samstag auf dem Kairoer Tahrir-Platz Tausende Anhänger Mursis. Sie reklamierten den Sieg bei der Präsidentenwahl für ihn und riefen den regierenden Militärrat dazu auf, jüngste Entscheidungen wie die Auflösung des Parlaments wieder rückgängig zu machen.
Im nördlich gelegenen Nasr City kamen derweil Tausende Sympathisanten Schafiks und der Generäle zusammen. Sie schwenkten Fahnen sowie Transparente mit dem Konterfei Schafiks und skandierten Parolen, die sich gegen den Führer der Muslimbruderschaft richteten. Gerüchte über auf beiden Seiten laufende Vorbereitungen von Gewaltakten verstärkten die angespannte Atmosphäre.
Mehr Sicherheitskräften in der Nähe des Hauptquartiers der Wahlkommission
Viele Ägypter haben sich hinter Mursi geschart, weil sie in ihm den Mann sehen, der das Land endgültig vom alten System des gestürzten Machthabers Mubarak befreien könne. Die Anhänger Schafiks jedoch betrachten seine mögliche Wahl als bestes Mittel, um Islamisten entgegenzutreten und die Ordnung im Land nach einem Jahr mit Protesten, Wirtschaftskrise und Angst vor steigender Kriminalität wieder herzustellen.
Laut einem Bericht der unabhängigen Nachrichtenwebseite "Al Jum Al Sabaa" wurde die Präsenz von Sicherheitskräften in der Nähe des Hauptquartiers der Wahlkommission am Wochenende verstärkt. Die Behörden hätten Truppen und Sprengstoffexperten entsandt, hieß es. Zuvor hatte der Militärrat Islamisten vorgeworfen, Spannungen angefacht zu haben. Die Generäle kündigten ein hartes Vorgehen gegen jegliche Gruppen an, die aus Unzufriedenheit mit dem Wahlergebnis zu Gewalt greifen wollten.(afp/dapd)