Düsseldorf. . Am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung wurde die Plastiktüte erfunden und der koffeinfreie Kaffee. Künftig sollen 400 Mitarbeiter neben dem altehrwürdigen Standort an Konzepten für die Zukunft tüfteln. Das Land steuert 45 Millionen Euro bei.

Mülheim rückt ins Zentrum der internationalen Grund­lagenforschung für die Energie­speicherung. In einem neuen „Max-Planck-Institut für chemische Energiekonversion“ sollen bis zu 400 Mitarbeiter ­daran tüfteln, wie Öko-Strom ­gespeichert werden kann. Das gaben Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), Peter Gruss, am Freitag bekannt.

Das Land NRW fördert den Aufbau der neuen Spitzeneinrichtung bis 2016 mit 45 Millionen Euro.

Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) sprach von einem „Forschungsjuwel“. Mülheim werde das „Herz der Energieforschung“. Die Speicherung von Öko-Strom gilt als wichtigste Herausforderung der Energiewende, da Wind und Sonne anders als Kernenergie oder fossile Kraftwerke Strom oft nicht dann ­liefern, wann er gebraucht wird. „Wir müssen heute erforschen, was im günstigsten Fall in 10, 20 Jahren im Energiesektor umgesetzt werden kann“, sagte Kraft.

Bahnbrechende Erfindungen

Das neue Forschungszentrum entsteht neben dem schon bestehenden Mülheimer Max-Planck-Institut für Kohlenforschung. Dort werden seit 100 Jahren bahn­brechende Ent­deckungen gemacht. Entwicklungen wie die Gewinnung von Kerosin aus Biomasse, die Erfindung der Plastiktüte oder des koffeinfreien Kaffees haben hier ihren Ursprung. Mülheim war 1912 der erste Max-Planck-Standort außerhalb Berlins. Das Institut brachte einen der ­wenigen Nobelpreisträger des Ruhr­gebiets hervor: Karl Ziegler.

Der Direktor des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung, Ferdi Schüth, rechnet mit neuer Attrak­tivität für den Forschungsstandort Ruhrgebiet: „Die Chance, Top-Wissenschaftler zu gewinnen, wächst.“

Hunderte Bewerbungen auf dem Tisch

Robert Schlögl, Gründungsdirektor der neuen Einrichtung, sieht keine Probleme, die besten Wissenschaftler der Welt an sich zu binden. In Mülheim stapelten sich schon heute heute Hunderte Bewerbungen. „Je höher ein Land entwickelt ist, desto mehr muss in Grundlagenforschung investiert werden“, forderte MPG-Präsident Gruss. Die Förderung der Industrie sei in diesem Bereich jedoch systematisch reduziert worden.

Mit dem neuen Institut festigt NRW seinen Ruf als dichteste ­Wissenschaftsregion Deutschlands. Neben 69 Hochschulen und 50 außeruniversitären Forschungseinrichtungen gibt es nun zwölf Max-Planck-Institute.