Mülheim. . Mülheim ist Sitz eines neuen Max-Planck-Instituts. Damit kommen 400 internationale Wissenschaftler ins Revier. Ihre Forschungsaufgabe wird es sein, wie „grüner“ Strom künftig gespeichert werden kann. Damit wird Mülheim bei der Energiewende eine wichtige Rolle spielen.

Die Stadt Mülheim rückt ins Zentrum der internationalen Grundlagenforschung für die Energiespeicherung. In einem neuen Max-Planck-Institut für chemische Energiekonversion sollen bis zu 400 internationale Wissenschaftler daran tüfteln, wie grüner Strom aus Sonne, Wind und Wasser gespeichert werden kann.

Die fehlende Grundlastfähigkeit der erneuerbaren Energien gilt nach dem beschlossenen Ausstieg aus der Atomenergie und den vereinbarten Reduktionszielen für klimaschädliche fossile Kraftwerke als zentrale Zukunftsherausforderung. Das Land Nordrhein-Westfalen fördert den Aufbau der Einrichtung bis 2016 mit 45 Millionen Euro.

Grundlagenforschung für alternative Energien

Das geplante Institut für chemische Energieumwandlung basiert auf der im Jahr 2004 gestarteten Kooperation von fünf Max-Planck-Instituten zum Projekt EnerChem, das sich mit der Grundlagenforschung für neue Energiegewinnung beschäftigt. Angesichts des weltweit benötigten und weiter ansteigenden Energiebedarfs werden die fossilen Energien wie Erdöl oder Erdgas in 60 bis 70 Jahren ausgebeutet sein.

Eine Alternative dazu wäre zum Beispiel Alkohol. Der kann durch die Verbindung von Wasserstoff mit Kohlenstoffdioxid hergestellt werden. Dafür bedarf es Beschleuniger, also Katalysatoren. Um diese herzustellen benötigt man heutzutage edle und ebenfalls endliche Metalle wie etwa Rhodium. Im Institut für Kohlenforschung befasst man sich damit, auch andere Materialen zu finden, die zur Katalyse genutzt werden können. Das Institut für Bioanorganische Chemie betreibt Grundlagenforschung im Bereich Energieumwandlung.

„Jedes Land fühlt sich geehrt, wenn es mit einem Max-Planck-Institut ausgezeichnet wird“, sagte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) bei der Vorstellung am Freitag. Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) sprach von einem „Forschungsjuwel“. Mülheim werde zum „Herz der Energieforschung“. Die Landesregierung werde sich um eine Vernetzung mit Unternehmen und Universitäten bemühen.

Mülheim schon lange Standort eines Planck-Institutes

Das neue Forschungszentrum wird an das traditionsreiche Mülheimer Max-Planck-Institut für Kohlenforschung angegliedert. Dort werden bereits seit 100 Jahren bahnbrechende Entdeckungen gemacht. Entwicklungen wie die Gewinnung von Kerosin aus Biomasse, die Entdeckung der Plastiktüte oder des koffeinfreien Kaffees haben hier ihren Ursprung. Mülheim war 1912 der erste Max-Planck-Standort außerhalb Berlins.

„Wir liefern den Humus für neue Technologien“, erklärte Prof. Dr. Robert Schlögl, der Direktor des neuen Instituts. Es gebe keinen Königsweg, das Problem der Energiespeicherung zu lösen. Erste Anwendungserfolge könnten aber innerhalb von 10 bis 20 Jahren möglich sein. Professor Dr. Ferdi Schüth, Direktor des bisherigen Mülheimer Max-Planck-Instituts, rechnet mit neuer Attraktivität für den Forschungsstandort Ruhrgebiet: „Unser Campus ist schon jetzt weltweit sichtbar. Die Chance, Top-Wissenschaftler zu gewinnen, wächst.“ In Mülheim stapelten sich schon heute Hunderte Bewerbungen von Doktoranden aus der ganzen Welt.

Mit dem neuen Max-Planck-Institut festigt NRW seinen Ruf als dichteste Wissenschaftsregion Deutschlands. Neben 69 Hochschulen und 50 außeruniversitären Forschungseinrichtungen gibt es nun zwölf Max-Planck-Institute.