Washington. Mit dem Angriff auf das iranische Atomprogramm per Computer-Viren wollte der US-Präsident eine mögliche militärische Konfrontation vermeiden - schreibt der Autor David E. Sanger in einem neun Buch.
Die Attacken auf das iranische Atomprogramm mittels Computer-Viren sollen von US-Präsident Barack Obama persönlich angeordnet worden sein. Wie der Chef-Korrespondent der New York Times, David E. Sanger, in seinem neuen Buch schreibt, habe Obama das unter dem Stichwort Stuxnet laufende Programm nach Bekanntwerden vor zwei Jahren sogar noch intensiviert. Sanger beruft sich auf eine Reihe von anonymen Quellen aus Washingtoner Sicherheitskreisen.
Stuxnet bremste iranisches Atomprogramm
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Stuxnet legte seinerzeit in der iranischen Atomanlage Natanz 20 Prozent der Zentrifugen lahm, die zur Uran-Anreicherung benötigt werden. Ziel der Attacken war ausschließlich ein von der deutschen Firma Siemens hergestelltes Steuerungssystem. Schon frühzeitig vermuteten Experten eine staatlich gelenkte Attacke. Antivirenhersteller wie Symantec und Kaspersky sprachen von einer hochkomplexen, professionellen und vermutlich sehr teuer entwickelten Software. „Es ist ein großes Projekt – extrem gut geplant“, erläuterte ein Symantec-Experte. „Es wurden eine Menge technischer Raffinessen benutzt, die wir noch nie zuvor zu Gesicht bekommen haben.“ Denn Wurm Stuxnet platziert sich unerkannt in der Steuersoftware – und kann die technischen Prozesse so manipulieren, dass sich eine Industrieanlage selbst zerstört – zum Beispiel weil die Schmierung stoppt, die Kühlung unterbrochen wird, Hochfrequenz-Zentrifugen durch minimale Stromunterbrechungen ins Trudeln geraten oder Alarmsysteme ausgeschaltet werden. Durch Stuxnet hat sich die iranische Atomprogramm mehrere Monate lang verzögert.
Wie Sanger in dem nächsten Woche erscheinenden Buch „Confront and Conceal: Obama's Secret Wars and Surprising Use of American Power“ beschreibt, wollte Obama mit dem Cyber-Angriff eine militärische Konfrontation zwischen Israel und dem Iran verhindern. Dem Präsidenten, der das von seinem Vorgänger George W. Bush begonnene Stuxnet-Programm von amerikanischen und israelischen Wissenschaftlern fortsetzte, habe lange Zeit mit der Frage gehadert, ob die neue Art der Kriegsführung unerbetene Nachahmer auf den Plan rufen könnte.