Berlin. Ein Vollzeitjob, Familie und dazu die ehrenamtliche Arbeit in der Partei: Für die Pressesprecher der Piraten waren diese Aufgaben nicht länger zu vereinbaren. Sprecher Christopher Lang und sein Stellvertreter Aleks Lessmann traten am Freitag von ihren Ämtern zurück.
Sowohl der Pressesprecher der Piratenpartei als auch sein Stellvertreter sind am Freitag von ihren Ämtern zurück getreten. Pressesprecher Christopher Lang begründete seine Entscheidung mit Erschöpfung. "Ich kann nicht mehr, bin für den Moment müde, ausgepowert und erschöpft!", schrieb er in einer Mitteilung.
Die ehrenamtliche Arbeit sei "neben einem normalen Job, einem angemessenen Familienleben" und gesellschaftlichem Engagement nicht zu schaffen. Jetzt wolle er sich stärker auf sein Studium sowie Familie und Freunde konzentrieren. Kurz darauf teilte auch der bisherige stellvertretende Pressesprecher Aleks Lessmann seinen Rücktritt mit. Ohne Lang sei die Pressearbeit "schwierig bis unmöglich", sagte Lessmann auf Anfrage der Nachrichtenagentur dapd. Er will sich jedoch weiter in der Pressearbeit und im Landesverband Bayern engagieren.
Piraten "brauchen mehr bezahltes Personal"
Der ehemalige Pressesprecher Lang hatte in seinem Rücktrittsschreiben "mehr bezahltes und im selben Zuge fachlich qualifiziertes Personal" gefordert. Derzeit gibt es eine bezahlte Pressesprecherin, die 800 Euro pro Monat verdient, sagte Lessmann. Andere Parteimitglieder kümmern sich ehrenamtlich um die Pressearbeit. Auch der Parteivorstand ist ehrenamtlich tätig.
Der Vorsitzende der Piraten, Bernd Schlömer, arbeitet als Regierungsdirektor im Verteidigungsministerium. Laut einem Bericht des "Spiegels" hat Verteidigungsminister Thomas de Maizière mit Schlömer über die Doppelbelastung gesprochen. Schlömer sagte der "Bild"-Zeitung, es habe sich um "kollegiale Ratschläge" gehandelt. Im Büro erledige er nur berufliche Aufgaben oder melde sich per Stechuhr ab.
Nicht die ersten Piraten, die ihr Parteiamt aufgeben
Der Forderung nach mehr bezahlten Kräften in der Parteiführung wollte sich Lessmann nicht anschließen. "Ich weiß, wie eng unser Budget ist", sagte er. Die Pressearbeit sei jedoch nicht mehr so effektiv wie noch vor wenigen Monaten.
Doch die Parteiarbeit setzt Spitzenkräften der Piraten zu. Anfang des Jahres hatte die politische Geschäftsführerin Marina Weisband den Rückzug aus ihrem Parteiamt angekündigt und dies mit gesundheitlichen Problemen begründet. Sie will nun zunächst ihr Psychologie-Studium beenden. Auch Bundesschatzmeister Rene Brosig stellte sich nicht erneut für sein Amt zur Wahl. Arbeit, Parteiamt und Familie seien nicht vereinbar, schrieb Brosig damals: "Eine Nacht ist bei mir heute nach etwa 4 bis 5 Stunden Schlaf zu Ende und freie Wochenenden gibt es praktisch nicht mehr." (dapd)