Brüssel/Madrid. . Die EU-Kommission will dem finanziell angeschlagenen Spanien etwas Luft beim harten Sparkurs verschaffen. Sie will dem krisengeschüttelten Land ein Jahr mehr Zeit für die Verringerung seines Haushaltsdefizits einräumen.

Die EU-Kommission will Spanien ein Jahr mehr Zeit zur Erreichung der Defizitgrenze von drei Prozent geben. Das sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn am Mittwoch in Brüssel. Voraussetzung sei aber, dass Madrid die Ausgaben der Regionen deckele und einen Haushaltsplan mit weiteren Sparmaßnahmen für die kommenden zwei Jahre vorlege.

Das Land sollte eigentlich sein Defizit im kommenden Jahr wieder unter drei Prozent drücken, andernfalls hätten Sanktionen gedroht. Dafür soll ihm nun Zeit bis 2014 gegeben werden, sagte Rehn. Der Fristverlängerung müssen die anderen Mitgliedsstaaten allerdings noch zustimmen.

Marodes Bankensystem

Mit ihrem Vorschlag, den Spaniern mehr Luft zu geben, reagiert Brüssel auf die zugespitzte Krise. Nicht zuletzt wegen des harten Sparprogramms rutscht die Wirtschaft laut Kommissionsprognose in diesem Jahr in die Rezession, es wird mit einem Minus von 1,8 Prozent gerechnet. Das Defizit in diesem Jahr liegt bei 6,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Verschärft wird die Lage durch das marode Bankensystem. Das Institut Bankia hat Madrid erst am Freitag um weitere 19 Milliarden Euro Hilfe gebeten, was die Neuverschuldung weiter in die Höhe treiben dürfte. Wegen der gewaltigen Probleme sind die Renditen für spanische Staatsanleihen auf ein Rekordniveau geklettert. Ob das Land deswegen unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen sollte, ließ Rehn am Mittwoch offen. Es sei zu früh, darüber zu spekulieren, sagte der Kommissar. (dapd)