Kairo. Unbekannte haben die Wahlkampfzentrale des ägyptischen Präsidentschaftskandidaten Ahmed Schafik angegriffen. Bei der Attacke am Montagabend wurde ein Nebengebäude der Büros in der Hauptstadt Kairo angezündet. Wenige Stunden zuvor waren die beiden Teilnehmer der Stichwahl, Schafik und der Muslimbrüder-Kandidat Mohamed Morsi, offiziell bestätigt worden.
Aus Wut über das Ergebnis der ägyptischen Präsidentenwahl haben mehrere hundert Menschen am Montagabend das Büro des Kandidaten Ahmed Schafik in Brand gesetzt. Später protestierten Anhänger des ehemaligen Mubarak-Vertrauten vor dem zerstörten Gebäude und skandierten gegen die Muslimbruderschaft und dessen Kandidaten Mohammed Mursi gerichtete Parolen. In der Innenstadt von Kairo versammelten sich tausende Menschen zu einer Kundgebung auf dem Tahrir-Platz, die sich sowohl gegen den regierenden Militärrat, als auch gegen die beiden sich in einer Stichwahl gegenüberstehenden Politiker richtete.
"Es kann nicht sein, dass wir nur zwischen einem religiösen Staat und einem autokratischen Staat wählen dürfen. Dann haben wir nichts erreicht", sagte der 35-jährige Ahmed Bassiuni am Abend auf dem Tahrir-Platz - an dem Ort, an dem mit Massenprotesten vor mehr als einem Jahr der Sturz des langjährigen Machthabers Husni Mubarak eingeleitet wurde.
In einem gehobenen Viertel der ägyptischen Hauptstadt zogen junge Menschen vor das Büro des letzten Ministerpräsidenten des gestürzten Machthabers, der nun selbst gute Aussichten auf das Präsidentenamt hat. Wie Sicherheitskräfte und Augenzeugen berichteten, warfen die Angreifer Fenster ein, schleuderten Wahlmaterial aus dem Fenster und zerrissen Wahlplakate, bevor sie schließlich ein Feuer legten. Acht Menschen wurden festgenommen, verletzt wurde niemand.
Proteste auch in anderen Städten Ägyptens
Nachdem das Feuer gelöscht war und die Polizei das Gelände gesichert hatte, versammelten sich Anhänger Schafiks vor dem Büro. "Die Muslimbrüder sind Feinde Gottes", riefen sie in Sprechchören und hielten Bilder ihres Kandidaten hoch.
In der nördlichen Metropole Alexandria, einer Hochburg des in der ersten Wahlrunde drittplatzierten linksgerichteten Kandidaten Hamdin Sabahi, rissen Demonstranten große Plakate sowohl von Schafik als auch von Mursi herunter und setzten sie in Brand. Auch in den Provinzen Dakahlija und Mansura im Nildelta kam es zu Protesten.
Mursi erhielt dem offiziellen Ergebnis zufolge 5,76 Millionen Stimmen oder rund 25 Prozent. Schafik, der von vielen als Vertreter des alten Regimes abgelehnt wird, folgte mit 5,5 Millionen Stimmen. Die Stichwahl ist für den 16. und 17. Juni geplant.