Kairo. . Erste freie Wahl eines Präsidenten gestartet

Lange Schlangen schon am frühen Morgen und festliche Mienen bei den Menschen, die ihre Stimme abgeben wollen – vor allen Wahllokalen in Ägyptens Hauptstadt Kairo bot sich gestern das gleiche Bild. 50 Millionen Ägypter sind zwei Tage lang aufgerufen, ihr neues Staatsoberhaupt zu wählen. 13 000 Wahllokale im ganzen Land sind geöffnet. Zum ersten Mal in ihrer bis zu den Pharaonen zurückreichenden Geschichte können die Ägypter einen Präsidenten frei wählen.

Die Stimmzettel zeigen in Farbe die Köpfe und Namen der zwölf Kandidaten, kombiniert mit speziellen Symbolen für die Analphabeten: Muslimbruder Mohamed Morsi hat eine Waage, Abdel Moneim Abolfotoh ein Pferd, der langjährige Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Moussa, eine Sonne sowie Ex-Premier und Ex-Luftmarschall Ahmed Shafiq eine Leiter. Zwei Islamisten und zwei Säkulare, diese vier werden den Kampf um das höchste Staatsamt wohl unter sich ausmachen.

Wahrscheinlich aber wird niemand im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit der Stimmen erreichen. Und so fällt die Entscheidung wohl erst in der Stichwahl am 16. und 17. Juni. Ende Juni will der Oberste Militärrat die Macht an die neue zivile Staatsspitze übergeben, ein Akt, der einen vorläufigen Schlusspunkt setzt unter die tumultreiche Interimsherrschaft der Armee nach dem Sturz von Hosni Mubarak am 11. Februar 2011.

Die Wünsche der Bürger

Die Wünsche der Wahlbürger an ihren neuen Präsidenten sind so vielfältig wie ihre Gesichter. Die einen wollen endlich wieder Sicherheit auf den Straßen, die anderen hoffen auf eine Rückkehr der Touristen, die dritten auf mehr Unterstützung für die Armen und wieder andere auf bessere Gehälter. Vor allem aber müsse der Neue für sein Volk da sein und nicht umgekehrt, betonen sie.