Kairo. . Die Entscheidung in der ersten freien Präsidentenwahl Ägyptens fällt zwischen dem Kandidaten der islamistischen Muslimbrüder und dem letzten Regierungschef unter dem gestürzten Machthaber Husni Mubarak. Als Termin für die Stichwahl steht bislang der 16. Und 17. Juni im Raum.
Das Rennen um die Präsidentschaft in Ägypten entscheidet sich zwischen dem Kandidaten der Muslimbruderschaft, Mohammed Mursi, und Exministerpräsident Ahmed Schafik. Die beiden Erstplatzierten der ersten Wahlrunde gehen am 16. und 17. Juni in die Stichwahl, wie die Wahlkommission am Montag bekannt gab. Mursi und Schafik gelten als die beiden Bewerber, die die Wählerschaft am meisten polarisiert haben.
Die Stichwahl wird nötig, weil keiner der insgesamt 13 Kandidaten in der ersten Abstimmungsrunde in der vergangenen Woche eine absolute Mehrheit erzielte. Mursi erhielt dem offiziellen Ergebnis zufolge 5,76 Millionen Stimmen oder rund 25 Prozent. Schafik, der letzte Ministerpräsident des gestürzten Machthabers Husni Mubarak, folgte mit 5,5 Millionen Stimmen. Knapp dahinter lag der linksgerichtete Kandidat Hamdin Sabahi mit 4,82 Millionen Stimmen. Ihre Stimme gaben etwa die Hälfte der rund 50 Millionen Wahlberechtigten ab.
Beschwerden mehrerer Kandidaten wies die Kommission nach Angaben ihres Vorsitzenden Faruk Sultan zurück. Bei vier der sieben Beschwerden habe die rechtliche Grundlage gefehlt, die anderen drei seien zu spät eingereicht worden. Unter anderem hatten Schafik und Sabahi protestiert, Stimmen seien nicht gezählt oder manipuliert worden.
Geistlicher ruft zu Unterstützung Mursis auf
Der einflussreiche Geistliche Scheich Jussuf al Karadawi forderte die Menschen auf, in der Stichwahl für Mursi zu stimmen. Er sagte dem Fernsehsender Al Dschasira, die Stichwahl sei kein Rennen zwischen einem Islamisten und einem Nichtislamisten, sondern zwischen "der Revolution und den Feinden der Revolution".
Der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter erklärte indes, die Wahl sei im Großen und Ganzen akzeptabel verlaufen. Carter sagte am Samstag, die 102 Wahlbeobachter des Carter Centers hätten in Ägypten zwar Wahlverstöße festgestellt, die Unregelmäßigkeiten würden das Endergebnis jedoch nicht beeinträchtigen. Die Wahlbeobachter hätten allerdings nicht den gesamten Prozess verfolgen können.
Vertrauter von Mubarak verurteilt
Einer der engsten Vertrauten Mubaraks wurde am Sonntag wegen Korruption zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt. Zudem müsse Sakarija Asmi umgerechnet rund 4,8 Millionen Euro Strafe zahlen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur MENA. Asmi war Stabschef unter Mubarak und häufig mit diesem in der Öffentlichkeit zu sehen. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Asmi seine Position dafür genutzt hatte, sich um rund 5,6 Millionen Euro zu bereichern.
In einer Woche soll ein Urteil gegen Mubarak folgen. In dem Prozess muss sich der Expräsident wegen Mittäterschaft bei der Tötung zahlreicher Demonstranten im Frühjahr vergangenen Jahres verantworten. Gewaltsam hatten die Sicherheitskräfte des Regimes damals versucht, jenen Aufstand niederzuschlagen, der am Ende zum Sturz Mubaraks führte. Dieser muss sich zudem noch wegen Korruptionsvorwürfen verantworten. (dapd/rtr)