Hannover. . Zwei Frauen sollen die Linken aus der Krise führen: Katharina Schwabedissen und Katja Kipping habe ihre Kandidatur für die Parteispitze angekündigt. Von den Männern gab’s lobende Worte für das junge Frauen-Duo. Nur Lafontaine schweigt beharrlich.
Neustart mit zwei jungen Frauen: Die Linkspartei hofft mit einer weiblichen Doppelspitze auf ein Ende ihrer Krise. Nach dem Rückzieher von Oskar Lafontaine kündigten die Vizevorsitzende Katja Kipping und die bei der NRW-Wahl gescheiterte Spitzenkandidatin Katharina Schwabedissen am Mittwoch ihre gemeinsame Kandidatur für den Parteivorsitz an. Lafontaine macht sich derweil rar - und der bei Parteimitgliedern im Westen weniger beliebte Bewerber Dietmar Bartsch lässt offen, ob er an seiner Kandidatur festhält.
Die 34-jährige Kipping und die 39-jährige Schwabedissen präsentierten sich in Hannover als Kandidatenduo. „Wir wissen, dass unser Vorhaben mutig ist, aber wir wollen damit auch Mut machen“, sagte Kipping am Mittwoch. Die Entscheidung, als Team zu kandidieren, stehe für eine neue Führungskultur in der Partei. Kipping rief auch andere Genossen auf, beim Parteitag Anfang Juni für das Spitzenamt zu kandidieren.
Was allerdings passiert, wenn beide ihren Vorschlag auf dem Bundesparteitag Anfang Juni nicht durchsetzen können, blieb offen. Ob sie - oder auch nur eine von ihnen - mit Bartsch zusammenarbeiten würden, ließen sie offen.
Linke Männer loben den Vorstoß der Frauen
Neben dem Duo Kipping-Schwabedissen steht auch die Zwickauer Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann bereit. Sie reichte ihre Bewerbung Anfang der Woche ein. Das Aufwärtsstreben der linken Frauen kommt auch bei den Männern gut an. „Jung und weiblich ist die Zukunft der Partei“, sagte der Vizevorsitzende der Linken im Bundestag, Ulrich Maurer, im ARD-“Morgenmagazin“. Auch Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi begrüßte den Vorstoß der Frauen, mahnte aber, die Aufgabe der Zusammenführung unterschiedlicher Teile der Partei bleibe bestehen.
Lafontaine schweigt seit seinem Rückzieher beharrlich. Im Saarbrücker Landtag marschierte er schnurstracks an Journalisten vorbei. Die Saar-Linke erwartet, dass der 68-Jährige weiter aktiv in der Landespolitik bleibt. Seine bundespolitische Karriere scheint aber endgültig beendet. Lafontaine hatte bereits vor seinem Rückzieher angekündigt, nicht als Spitzenkandidat für die Bundestagswahl bereit zu stehen, wenn er nicht Parteichef werde. Saar-SPD-Chef Heiko Maas erklärte deshalb die Ausdehnung der Linken im Westen für beendet.
Bartsch steht seit Lafontaines Entschluss mehr denn je in den eigenen Reihen unter Beschuss. Nachdem ihm Fraktionsvize Sahra Wagenknecht und Parteichef Klaus Ernst bereits nahelegten, die Kandidatur aufzugeben, legten andere Genossen am Mittwoch nach. Der brandenburgische Bundestagsabgeordnete Wolfgang Neskovic sagte dem Sender Radio Eins, Bartsch sei „jemand, der nicht von der Macht einer politischen Vision, sondern von der bloßen Vision der politischen Macht angetrieben ist“. Die frauenpolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Yvonne Ploetz, forderte ihn zum Rückzug auf. Die neue Spitze müsse „jung, frech, weiblich, kreativ und unangepasst“ sein.
Bewerber Bartsch erregt die Gemüter der Genossen
Rückhalt hat Bartsch aber vor allem im Osten. Brandenburgs Linksfraktionschefin Kerstin Kaiser sagte: „Er hat ein gutes politisches Konzept.“ Der thüringische Linksfraktionschef Bodo Ramelow plädierte für eine kooperative Parteiführung, die auch Bartsch einschließe. Er bestärkte Bartsch darin, sich beim Parteitag zur Wahl zu stellen und die Mitglieder entscheiden zu lassen.
Der stellvertretende Linke-Vorsitzende, Heinz Bierbaum, brachte in der „Saarbrücker Zeitung“ aber Sahra Wagenknecht erneut für den Vorsitz ins Spiel. Bisher hat die Lebensgefährtin von Ex-Parteichef Oskar Lafontaine lediglich abgelehnt, gemeinsam mit dem Lafontaine-Widersacher Dietmar Bartsch als Doppelspitze zu amtieren. Auch aus Berlin kam ein neuer Vorstoß: Der Schriftsteller Karsten Krampitz, der bisher nur in seinem Ortsverband in Pankow aktiv ist, kündigte ebenfalls seine Kandidatur an.
In der SPD sorgte das Chaos für Spott. Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann sagte höhnisch, die Saat von Oskar Lafontaine sei aufgegangen: „Wir wollen Lafontaine nicht zurückhaben.“ (dapd)