Berlin. . Bei der NRW-Wahl hatte sie wenig Erfolg, doch jetzt könnte sie sogar an die Parteispitze der Linken aufsteigen. Katharina Schwabedissen hat gute Chancen, denn einige führende Linkenpolitiker sprechen sich seit dem Rückzug Oskar Lafontaines für eine weibliche Doppelspitze aus.

In der Linkspartei geht der Führungsstreit auch nach dem Verzicht von Oskar Lafontaine auf eine Kandidatur für den Parteivorsitz weiter. Der Fraktionschef im Thüringer Landtag, Bodo Ramelow, legte am Mittwoch auch Lafontaines Konkurrenten Dietmar Bartsch einen Verzicht nahe. Es dürften weder Sieger noch Besiegte zurückbleiben, sagte Ramelow der „Berliner Zeitung“. Es könne auch einen dritten Weg jenseits von Bartsch, der derzeit Fraktionsvize im Bundestag ist, geben. Denkbar sei eine weibliche Doppelspitze, bei der sich „die Frage stellt, ob ein versierter Bundesgeschäftsführer mit dem Profil eines Dietmar Bartsch dabei gewollt ist“. Diesen Posten hatte Bartsch bereits früher inne.

Die Linken-Parteivize Katja Kipping und die gescheiterte Spitzenkandidatin bei der nordrhein-westfälischen Landtagswahl, Katharina Schwabedissen, wollen gemeinsam für den Vorsitz der Bundespartei kandidieren. Das erklärte Kipping am Mittwoch auf ihrer Homepage. Unter dem Titel "Weil das Wünschen nicht geholfen hat" heißt es dort: "Wir werben für eine weibliche Doppelspitze mit Katja Kipping und Katharina Schwabedissen und treten als Team an, von dem wir hoffen, das es noch größer und bunter wird, um gemeinsam einen neuen Aufbruch der Linken zu wagen." Unterzeichnet wurde die Erklärung unter anderen auch von Bundesgeschäftsführerin Caren Lay.

Kipping und Schwabedissen wollten am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Hannover über ihre Entscheidung informieren. Auch mehrere Linken-Politiker wollen am Mittag auf einer Pressekonferenz in Hannover eine weibliche Doppelspitze vorschlagen.

„Sahra Wagenknecht ist die stärkste Frau, die wir haben“

Der stellvertretende Linke-Vorsitzende, Heinz Bierbaum, hat sich für eine „zentrale Rolle von Sahra Wagenknecht in der künftigen Parteiführung“ ausgesprochen, falls es zu einer weiblichen Doppelspitze kommen sollte. Bierbaum sagte der „Saarbrücker Zeitung“: „Sahra Wagenknecht ist die stärkste Frau, die wir haben.“ Das sei seine „persönliche Meinung“.

Die Linkevize, die als führende Vertreterin der Parteilinken gilt, wäre im Falle einer Kandidatur die vierte weibliche Bewerberin nach Sabine Zimmermann, Katja Kipping und Katharina Schwabedissen. Bisher hat die Lebensgefährtin von Ex-Parteichef Oskar Lafontaine lediglich abgelehnt, gemeinsam mit dem Lafontaine-Widersacher Dietmar Bartsch als Doppelspitze zu amtieren.

Klaus Ernst bedauert Lafontaines Entscheidung

Lafontaine hatte am Dienstag einen Rückzieher gemacht. Er habe zur Kenntnis nehmen müssen, dass seine Bereitschaft zur Übernahme von Parteivorsitz und Spitzenkandidatur bei der Bundestagswahl nicht zu einer Befriedung der innerparteilichen Konflikte geführt habe, sondern zur weiteren Eskalation beigetragen habe. „Daher bin ich zu dem Schluss gekommen, dass nur ein passender Neuanfang jenseits der bisherigen Konfrontationslinien die derzeitige festgefahrene Situation überwinden kann“, erklärte Lafontaine. Parteichef Klaus Ernst bedauerte Lafontaines Entscheidung, Fraktionschef Gregor Gysi zeigte dafür Verständnis.

Bis zu Lafontaines überraschender Ankündigung seiner Kandidatur vor gut einer Woche war der aus Mecklenburg-Vorpommern stammende Bartsch einziger offizieller Bewerber um den Posten des Parteichefs gewesen. Lafontaine hatte seine Bewerbung an die Bedingung geknüpft, dass die Mehrheit der Partei ihn haben wolle und dass die Führung loyal zusammenarbeite. Eine Kampfkandidatur hatte der 68-Jährige ausgeschlossen und eine Spitzenkandidatur bei der Bundestagswahl 2013 von der Übernahme des Parteivorsitzes abhängig gemacht. (rtr/dapd)