Berlin. . Im Ringen um den Posten des Parteichefs bei der Linken lehnt der frühere Amtsinhaber Oskar Lafontaine eine Kampfkandidatur gegen Fraktionsvize Dietmar Bartsch ab. Er knüpfe seine Bewerbung an die Bedingung, dass die Mehrheit der Partei ihn haben wolle.
Der zähe Führungsstreit bei den Linken nimmt kein Ende: Eine Spitzenrunde mit Politikern aus Bund und Ländern ging am Dienstag in Berlin ohne Ergebnis auseinander. Damit bleibt die Konfrontation zwischen Dietmar Bartsch und Oskar Lafontaine, die beide Interesse am Parteivorsitz haben, unaufgelöst. Weitere Gespräche sollen folgen - doch bis zum Parteitag sind es nur noch zweieinhalb Wochen.
"Die Debatte wird weiter geführt werden", sagte Parteichef Klaus Ernst nach Ende des fast fünfstündigen Gesprächs. Die Basis solle über Regionalkonferenzen einbezogen werden, zudem würden sich die Landes- und Bundesspitzen erneut treffen. Er wolle auch persönlich das Gespräch mit den Kandidaten suchen.
Es habe am Nachmittag eine "sehr kulturvolle Debatte" gegeben und "keine in irgendeiner Weise heftigen Auseinandersetzungen", betonte Ernst. Alle Gespräche dienten dem Ziel, "dass wir möglichst zu einer Führung kommen, die miteinander arbeiten kann". Wichtig sei dabei auch die gute Vorbereitung der Bundestagswahl.
Lafontaines "Voraussetzungen"
Ex-Parteichef Lafontaine wollte sich nach der Sitzung nicht äußern. Vor Beginn hatte er seine Bereitschaft wiederholt, die Partei erneut anzuführen. Die Option einer Kampfkandidatur aber scheide aus, sagte der saarländische Fraktionschef. Zudem sei seine Bereitschaft "an Voraussetzungen geknüpft". Es müsse eine Mehrheit in der Partei ihn als Vorsitzenden wollen und "es muss sich eine Führung zusammenfinden, die loyal miteinander arbeitet". Wunschkandidaten nannte er dafür nicht.
Die Partei sei "in einer schwierigen Situation", sagte Lafontaine. Es müsse ein Kurs gefunden werden, "der die Linke wieder so stark macht, dass sie zweistellig wird, das ist das Ziel". Hilfreich sei dafür die Orientierung an Frankreich, Griechenland und den Niederlanden, sagte er mit Blick auf zurückliegende Erfolge linker Parteien in diesen Ländern.
Kandidaturen von Frauen fehlen
Der Landeschef der Linken in Sachsen-Anhalt, Matthias Höhn, sagte nach der Sitzung, es sei "nicht besonders befriedigend", dass keine Lösung gefunden wurde. Er bedauerte zudem, dass bisher keine Frau ihre Kandidatur erklärt hat. Die Satzung der Linken schreibt eine Doppelspitze mit mindestens einer Frau vor. Derzeit fühlten sich die Frauen in eine Situation gebracht, "die nicht besonders angenehm ist", sagte Höhn. Er gehe aber davon aus, dass sie selbstbewusst genug seien, um sich für Spitzenämter zu bewerben.
Höhn selbst will Bundesgeschäftsführer werden. Er gehört zum Reformerflügel der Partei, der lieber Bartsch als Lafontaine an der Spitze sähe. Am Dienstag erneuerten die Landesvorsitzenden von Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, Klaus Lederer und Steffen Bockhahn, ihre Unterstützung für den früheren Bundesgeschäftsführer.
Parteivize Katja Kipping verlangte vor der Spitzenrunde in Berlin eine Einigung zwischen Lafontaine und Bartsch, deren Verhältnis als sehr gespannt gilt. "Wenn sie sich nicht einigen können, dann ist es wahrscheinlich, dass es eine Lösung ohne die beiden gibt", kündigte Kipping an und kritisierte: "Wer die Partei bewusst in eine Showdown-Situation bringt, tut der Partei nichts Gutes."
Die Linke muss auf ihrem Göttinger Parteitag am 2. und 3. Juni eine neue Führung wählen. Ernst hat signalisiert, nicht wieder antreten zu wollen, wenn Lafontaine kandidiert. Seine Ko-Vorsitzende Gesine Lötzsch war im April überraschend aus privaten Gründen zurückgetreten. (dapd)