Düsseldorf. . Die Grünen um Spitzenkandidatin Sylvia Löhrmann wollen an die bisher erfolgreiche Zusammenarbeit anknüpfen: „vernünftig auf Augenhöhe“. Parteichefin Claudia Roth sagte in Berlin: „Heute ist definitiv der Anfang vom Ende von Schwarz-Gelb.“

Ihr Blick sagt: Was wollen Sie eigentlich von mir? Doch dann zupft sich Sylvia Löhrmann am bunt gescheckten grünen Blazer, putzt die nach sechs Wochen Turbo-Wahlkampf verschnupfte Nase und antwortet in jedes Mikrofon gewohnt verbindlich.

Knapp zwölf Prozent haben die Grünen geholt bei dieser Landtagswahl, das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte ihres Landesverbandes. Rot-Grün kann stabil regieren. Doch wo Grünen-Spitzenkandidatin Löhrmann an diesem Abend auch hinkommt, hat spätestens die dritte Frage auch einen leicht kritischen Unterton. Hat sich der kleinere Koalitionspartner mehr versprochen von der Operation Neuwahl?

Löhrmann schubste Kraft

Lange waren die Grünen das gefühlte Rückgrat der rot-grünen Minderheitsregierung. Löhrmann persönlich hatte SPD-Chefin Hannelore Kraft 2010 in das Wagnis geschubst, ohne absolute Mehrheit im Landtag das größte Bundesland zu führen. Die Grünen stellten im Kabinett die Leistungsträger und warben im Landtagswahlkampf doppeldeutig selbstbewusst: „Jede Kraft braucht einen Antrieb.“

Dass die Minderheitsregierung nun auch ein Vitalisierungsprogramm für die NRW-SPD war und eine persönliche Erfolgsgeschichte für Ministerpräsidentin Kraft, gesteht Löhrmann an diesem Abend gerne zu: „Es ist doch völlig normal, dass die Ministerpräsidentin auch von ihrem Amtsbonus profitiert.“ Doch nach dem Orakel um Ampel-Konstellationen und Große Koalitionen gilt vielen dies als wichtigste Botschaft: Rot-Grün hat als Duo satt gewonnen. Trotz Piraten-Höhenflugs.

Koch und Kellner?

Bedeutsam erscheint den Grünen zudem, dass es im Regierungsalltag auch mit einer deutlich gestärkten SPD weiter harmonisch zugeht. „Es hat ja auch der SPD gut getan, dass wir zusammen so aufgetreten sind“, findet Löhrmann.

Grünen-Fraktionschef Reiner Priggen glaubt nicht daran, dass das Wiedererstarken der SPD zu „Koch-und-Kellner-Gedanken“ wie in längst vergangenen rot-grünen Zeiten führen könnte. In stabilerer Regierungskonstellation wird man Unterschiede zwischen beiden Parteien wie etwa bei der Energiepolitik womöglich deutlicher wahrnehmen. Doch jemand wie Priggen ist sich sicher: „Wir werden es weiter so machen: konstruktiv in der Sache, harmonisch nach außen. Weiter vernünftig auf Augenhöhe.“

Traumjob für Löhrmann

Grünen-Chefin Monika Düker will sich am liebsten „gleich ab morgen“ daran machen, einen neuen Koalitionsvertrag auszuhandeln. Die neue Regierungsmannschaft der Ökopartei soll die alte sein, das war im Wahlkampf immer wieder zu hören. Spitzenfrau Löhrmann, die einstige Studienrätin aus Essen, hatte mit der Leitung des Schulministeriums ohnehin ihren Traumjob.

Also weiter wie bisher, nur künftig ohne Rücksicht auf die Opposition? Nein, die erste Minderheitsregierung in NRW soll keine schnell vergessene Episode bleiben. Grünen-Fraktionschef Priggen will ein Stück „Koalition der Einladungen“ mitnehmen in die parlamentarische Arbeit von morgen. Beim Thema Inklusion etwa, dem Unterrichten von Behinderten und Nicht-Behinderten in einer Schule, will er auch künftig auf die demoralisierte CDU zugehen. Zudem sei er gespannt, ob man bei Arbeitsschwerpunkten wie Urheberrechten oder Transparenz mit der ziemlich großen neuen Fraktion der Piratenpartei ins Gespräch komme.