Kairo. Wird Shahin Najafi zum Salman Rushdie der Musik? Ein iranischer Geistlicher ruft zur Todesstrafe auf gegen den Rapper, der seit 2005 in Deutschland lebt, auf. Der Grund: Mit seinem Song „Naqi“ soll Najafi einen schiitischen Imam beleidigt haben.

Der iranische Rapper und Aktivist Shahin Najafi hatte schon in seiner Heimat gelernt, mit Verboten zu leben und war deshalb im Jahr 2005 nach Deutschland ausgewandert. Jetzt holen ihn die schiitischen Geistlichen auch dort ein. Wie der persische Dienst von al-Arabiya berichtete, hat der in der heiligen Stadt Qom lebende Ayatollah Safi Golpayegani ein Todesurteil wegen seiner neusten Single „Naqi“ ausgesprochen.

Der Song hat Proteste von Gläubigen ausgelöst, die finden, der Text sei beleidigend für den 10. Imam der Schiiten. Sie beschludigen Najafi der Apostasie (des Abfalls vom Glauben), die im Iran mit dem Tod bestraft wird. Auf der Internet-Nachrichtenseite Asr Iran, die dem Teheraner Regime nahe steht, ist eine Hetzkampagne gegen Najafi lanciert worden. Der Sänger selbst hat bis jetzt keinen Kommentar zu den Vorwürfen abgegeben.

Shahin Najafi ist einer der Begründer der iranischen Hip-Hop-Szene

Al-Arabiya bezeichnet den jungen Musiker, Sänger, Rapper, Liederschreiber und Aktivist bereits als Salman Rushdie der Musik. Der britische Schriftsteller Salman Rushdi musste jahrelang im Untergrund leben, nachdem 1989 der damalige religiöse Führer im Iran, Ayatollah Ruholla Khomeini, eine Fatwa – ein religiöses Edikt – mit einem Todesaufruf gegen ihn erlassen hatten, weil er in einem seiner Bücher den Propheten beleidigt haben soll.

Shahin Najafi, der 1980 in Bandar-e Anazli geboren wurde, war einer der Begründer der iranischen Hip-Hop-Szene. Solche Konzerte haben im Gottesstaat einen großen Zulauf, obwohl sie immer wieder von der Polizei aufgelöst werden. Auch Najafi musste im Untergrund auftreten, die Behörden hatten ihm öffentliche Konzerte verboten. Der studierte Soziologe verarbeitet in seinen Texten heikle Themen der iranischen Gesellschaft wie Theorkatie, Armut, Sexismus, Zensur, Kinderarbeit oder Drogenkonsum. In Deutschland, wo er seit 2005 lebt, hat er auch mit der Gruppe „Tapesh 2012“ zusammengearbeitet, die politisch motivierte Lieder in persischer Sprache singt und sich für Demokratie und Freiheit im Iran und im Mittleren Osten einsetzt.