Witten. . Der Wittener Theo Schweiermann hat sich für 15 Tage in ein „unbekanntes Land“ mit zwei Gesichtern begeben.

Vor den Toren der Millionenstadt thront ein 5700 Meter hohes Gebirge, unzählige Autos schlängeln sich hupend durch die Straßen, die Menschen blicken neugierig-lächelnd auf die Touristen. Mitten drin in der Metropole dieses „unbekannten Landes“: der Wittener Theo Scheiermann (72).

Teheran, die Hauptstadt des Iran, ist nicht erste Wahl, wenn es um Erholung geht. Das Land im Nahen Osten ist für viele Symbol geworden für Unrecht. Und die Atombombe. Schon vor dem Abflug sorgt sich Theo Scheiermann: In Deutschland betankt man die Maschine der „Iran Air“ nicht. „Teil der Strafen gegen das Regime“, erklärt der Pensionär. „Wir mussten nach Barcelona fliegen, wo es das nötige Kerosin gab.“ In Zeiten von Angst und Terror ist nichts normal.

Nach einer fast zweistündigen Kontrolle am Flughafen Teheran setzt der ehemalige Geschichtslehrer erstmals einen Fuß auf dieses unbekannte Fleckchen Erde. „Ich habe schon Israel, Indien und Sambia bereist“, sagt der Weltenbummler aus Witten. „Aber ich hatte keine Vorstellung davon, was hier auf mich zukommen sollte.“ Würden sich die Schreckensmeldungen aus den Nachrichten bewahrheiten?

Schon bei der Ankunft bekommt der 72-Jährige die zwei Gesichter des Iran zu sehen. „Frauen müssen Kopftuch tragen, Fröhlichkeit ist in der Öffentlichkeit nicht gerne gesehen. Und ‘Ungläubige’ dürfen bestimmte Gebäude nicht betreten“, erzählt der Wittener im Blick zurück. Sittenwächter seien unterwegs und würden „Vergehen“ ahnden. „Händchenhalten zum Beispiel ist im Iran nicht gerne gesehen.“ Die Deutsche Botschaft, die Theo Scheiermann besucht, ist streng bewacht. Angst? „Nein, wenn man sich an Regeln hält, ist alles gut.“ Das ist die eine Seite.

Die andere sei eine bunte, lebendige, herzliche, sagt Theo Scheiermann. „In Teheran gibt es riesige, blühende Parkanlagen, moderne Satellitenschüsseln auf den Dächern und die Menschen freuen sich auf ausländische Besucher.“

Während seiner Reise ist Theo Scheiermann bei einer Teheraner Familie eingeladen. Auf dem Tisch stehen Gebäck und schwarzer Tee. „Wir wurden sehr gastfreundlich empfangen“, erinnert sich der Wittener. Berührungsängste hat der Globetrotter nicht. „Wir haben offen miteinander diskutiert.“ Immer wenn das Englisch nicht ausreicht, hilft Hossein, der iranische Reiseleiter. „Am Abend haben wir dann zusammen gegessen.“ Es gibt Reis, Kichererbsen und Lammfleisch.

Nach 15 Tagen Abenteuerreise durch den Iran, Besuchen in Moscheen und historischen Städten wie Ghom und Isfahan ist Theo Scheiermann wieder daheim. Lange Pause will der Wittener aber nicht einlegen. „Bald geht es vier Wochen mit dem Wohnmobil durch Belgien.“ Es muss ja nicht immer Iran oder Indien sein.

INFO

Theo Scheiermann ist ein wahrer Weltenbummler. 1973 hat er die erste Jugendgruppe in die israelische Stadt Ein Vered begleitet. 1987 gründete der 72-Jährige das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk. 20 Jahre lang begleitete er ehrenamtlich Lehrergruppen in die weißrussische Hauptstadt Minsk. 1990 radelte er mit seiner damals 14-jährigen Tochter Anne quer durch Weißrussland. „Eine Reise jagd die nächste“, sagt der Wittener.