Manama. Demonstranten beklagen Menschenrechtsverletzungen und rufen „Tage des Zorns“ aus. Regime nimmt 80 Menschen fest. Rennbosse bleiben gelassen: „Wir mischen uns nicht in die Politik des Landes ein“.
„Vereint – eine Nation feiert gemeinsam“, prangt als Motto über dem Tempodrom von Bahrain. Seit Tagen drapieren Arbeiter die Tribünen dreißig Kilometer vor den Toren der Hauptstadt Manama mit den dunkelrot-gezackten Nationalflaggen. In der Boxengasse wird gewerkelt und gefachsimpelt. Noch einmal legen die Teams letzte Hand an ihre PS-starken Boliden aus der Königsklasse des Rennsports. Mehr als 100 000 Zuschauer erwarten die Veranstalter am kommenden Wochenende zum „Großen Preis von Bahrain“.
Befürchtungen, die Formel 1 könne zu einem Anschlagsziel werden, wies Zayed Al-Zayani, der Chef der Rennstrecke, als „Panikmache von Sofa-Beobachtern“ zurück. „Wir haben alles getan, um ein perfektes Sportereignis zu garantieren“, erklärte er. Im Jahr zuvor musste der Grand Prix wegen der schweren inneren Unruhen abgesagt werden. Diesmal will man der Weltöffentlichkeit demonstrieren, dass in Bahrain alles wieder in Ordnung ist – trotz drei Dutzend getöteter Demonstranten, wahllos eingesperrter Oppositioneller und ständiger Scharmützel zwischen Jugendlichen und der Polizei.
Amnesty Inernational: Reformen sind halbherzig
Doch die nach den Unruhen vom Königshaus angekündigten politischen Reformen beurteilen internationale Organisationen wie „Amnesty International“ (ai) als „oberflächlich und halbherzig“. Nach wie vor gebe es Berichte über Folter und den Einsatz unverhältnismäßiger Gewalt durch die Polizei.
Für das Rennwochenende hat die Protestbewegung jedenfalls drei „Tage des Zorns“ ausgerufen. „Freiheit statt Formel“ und „Wir sind Menschen ohne Rechte“ stand auf den Plakaten von Demonstranten, die sich während der Anreise der Teams entlang der Flughafenstraße postiert hatten. In der Nacht zum Donnerstag folgten dann in mehreren schiitischen Ortschaften rund um Manama erste schwere Straßenschlachten. „Nieder mit König Hamad“ skandierte die Menge. Vorsorglich ließ das Königshaus mehr als 80 Aktivisten festnehmen.
Die Rennbosse aber geben sich weiter gelassen. „Wir mischen uns nicht in die Politik eines Landes ein. Es wird nichts passieren, ich kenne die Leute hier“, versicherte der Engländer Bernie Ecclestone, Chef der Formel-1-Holding SLEC.