Brüssel. Europa besteht nicht nur aus großen Staaten, sagt Guido Westerwelle seit seiner Vereidigung immer wieder, es zählen auch die kleinen dazu. Seinen Besuch in den Niederlanden überstand er ohne Schrammen - und glänzte mit akzentfreiem Englisch.

Europa besteht nicht nur aus großen Staaten, sagt Guido Westerwelle seit seiner Vereidigung immer wieder, es zählen auch die kleinen dazu. Also setzte der neue Bundesaußenminister nach dem Debut in Polen seine Antrittsbesuche am Montag in den Niederlanden fort.

Das kurze Gespräch mit seinem Amtskollegen Verhagen in Den Haag, es muss erfreulich verlaufen sein. Bei der Pressekonferenz redeten sich die Herren bereits mit dem Vornamen an: „Lieber Guido”, „lieber Maxime”. Und Westerwelle nahm Gelegenheit, das zu tun, was er an diesem Montag noch mehrmals tun sollte: den Nachbarn über den grünen Klee loben.

Schon als Jugendlicher habe er, der Rheinländer, die Niederlande oft und gerne bereist, sagt Westerwelle. „Ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen.” Später in Paris nach dem Mittagessen mit Außenminister Bernard Kouchner legte Westerwelle mit dem Satz nach, der deutsch-französische Jugendaustausch mit all seinen schönen Begegnungen sei „ein Teil unserer Gene geworden”.

"Karsai muss Korruption bekämpfen"

Zur Beherrschung der französischen Sprache, ließ Westerwelle einen Fragesteller im prachtvollen Salon de l'Horloge wissen, habe es aber leider nicht gereicht. „Ich komme im Urlaub in Frankreich durch, ohne zu verdursten und zu verhungern, mehr nicht.”

Dass es bei den ersten Gehversuchen auf diplomatischen Parkett nicht bei Nettigkeiten bleiben sollte, brachte auch die Entwicklung in Afghanistan mit sich. Beantwortete Westerwelle, der bei aller Neugier eine seine Wachsamkeit nie verbergen konnte, morgens in Den Haag Fragen zur unübersichtlichen Lage am Hindukusch noch zögerlich, so versuchte er sich am Nachmittag an der Seite Kouchners in resoluteren Tönen. Stichwahl hin oder her – Präsident Hamid Karsai müsse nun die widerstreitenden Lager zusammenführen und neben dem Wiederaufbau und der Sicherheit auch die Korruption in den Griff bekommen.

Soweit man das flüchtig beurteilen kann, hat Guido Westerwelle diesen Tag ohne Schrammen hinter sich gebracht. Nun dürfte auch der Verdacht widerlegt sein, es hapere an seinen Englischkenntnissen. In Paris bediente er die Frage eines englischen Reporters pointiert, sprach auch in Den Haag akzentfrei. Englisch und Westerwelle, jetzt haben es alle kapiert.