Saarbrücken. . Das Saarland wählt am Sonntag seinen Landtag. SPD-Spitzenkandidat Heiko Maas leidet unter seinem einstigen Lehrmeister Oskar Lafontaine. Auch neben der CDU-Frontfrau Annegret Kramp-Karrenbauer wirkt Maas eher blass. Die Piraten haben gute Chancen, in den Landtag zu kommen.
Oskar Lafontaine weiß mal wieder, wo's langzugehen hat. Als Spitzenkandidat der saarländischen Linkspartei hat er nur ein höhnisches Lächeln und Kopfschütteln für seine alte Partei übrig, die mit ihm und seinen neuen Genossen nichts zu tun haben will: „Ich würde immer auf eine linke Mehrheit setzen, wenn ich noch SPD-Parteivorsitzender wäre.“ Auf dem SPD-Ticket war er 13 Jahre lang Oberbürgermeister in der Landeshauptstadt Saarbrücken, dann Ministerpräsident, Parteiboss und Kanzlerkandidat. Als Schröders Finanzminister schmiss er beleidigt hin, krakeelte einige Zeit parteiintern herum, um 2005 Stargenosse bei der Linkspartei zu werden. Jetzt ist er Vorzeigekandidat der Linken im Saarland, wo am 25. März ein neuer Landtag gewählt wird.
Schlechte Umfragewerte für FDP
Rechnerisch würde Rot-Rot locker aufgehen, denn bei Umfragen liegt die SPD bei 36 Prozent, Kopf an Kopf mit der CDU. Die Linke kommt auf 17 Prozent, die FDP bleibt weit unter der Fünf-Prozent-Marke und die Grünen müssen um den Einzug in den Landtag bangen. Lediglich die Piraten könnten nach Stand der Dinge mit rund sechs Prozent noch sicher in den Landtag gewählt werden. Aber ausgerechnet Lafontaines politischer Ziehsohn Heiko Maas, Spitzenkandidat der SPD, weist jedes Umgarnen seines ehemaligen Förderers brüsk zurück. Lafontaine sei aus Prinzip illoyal und mit den unzuverlässigen Linken könne nur eine rot-rote Chaotenregierung herauskommen.
Daher hat Maas, der nun zum dritten Mal Anlauf nimmt, Ministerpräsident zu werden, sich kategorisch auf eine Große Koalition mit der CDU festgelegt. Deren taffe Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte im Januar die Jamaika-Koalition überraschend aufgelöst. Die Gemeinsamkeiten mit einer chaotischen FDP und den beim Rauchverbot und dem Umweltschutz dogmatischen Grünen waren erschöpft.
Lafontaine wittert seine Chance
Jetzt fahren Maas und Kramp-Karrenbauer einen zur Schau getragenen Kuschelkurs, der staatstragend-langweilig daherkommt. Lafontaines Linke würzt das Einerlei mit einer Anzeigenkampagne, bei der Maas und Kramp-Karrenbauer als braves Brautpaar dargestellt werden. „Heikochen“ Maas, wie Lafontaine seinen politischen Lehrling von einst schon mal despektierlich nennt, wird es in der bevorstehenden politischen Ehe mit Kramp-Karrenbauer nicht leicht haben. Bei öffentlichen Auftritten wirkt der schmale Maas unsicher und blass gegen die selbstbewusste, vielredende CDU-Frontfrau.
Lafontaine, der sich gelegentlich als Heiko Maas’ Meister bezeichnet, wittert trotz aller Harmonie zwischen SPD und CDU seine Chance. Denn sollte Maas am Wahlabend nur Juniorpartner in einer Koalition mit einem Wahlsieger CDU werden können, könnte es nach seiner Auffassung parteiinternen Zoff in der SPD geben. Maas hätte sich mit seiner Koalitionszusage doch auf Gedeih und Verderb der CDU ausgeliefert. Es wird gemunkelt, dass Lafontaine hinter den Kulissen munter im Gespräch mit ehemaligen SPD-Parteifreunden ist. „Ob es bei einem schlechten Wahlergebnis zu einer Revolte in der SPD kommen wird, weiß ich nicht“, orakelt ein zynisch lächelnder Lafontaine. Aber er wisse sehr wohl, dass es in der SPD genug Leute geben würde, die den Job von Maas machen könnten.
Piraten „Politiker aus Notwehr“
Im Saarland ist ein Lafontaine unterwegs, der vorrangig Spaß daran zu haben scheint, seine alte SPD und vor allem sein „Heikochen“ zu piesacken. Maas dagegen leidet, zerrieben zwischen einer resoluten CDU-Frau, der er bedingungslose Treue geschworen hat, und seinem alten politischen Meister. Bei diesem diffusen Kampf der verletzten Gefühle und Eitelkeiten verwundert es nicht, dass die Piraten wohl aus dem Stand in den saarländischen Landtag ziehen werden. Wie sagt der Pirat Michael Hilberer so schön: „Wir sind im Saarland Politiker aus Notwehr.“