Remlingen. . Erstmals hat der Umweltminister das marode Atommülllager Asse im niedersächsischen Remlingen besucht. Rund 126 000 Fässer voller leicht- und mittelradioaktivem Abfall liegen in der Tiefe. Eine Zeitbombe. Das Bergwerk droht abzusaufen. Täglich dringen 12 000 Liter Lauge in die Stollen. Teils ist sie radioaktiv.

Von der Wand bröckelt Salzgestein. Am Rand des Stollens drückt der Boden – nach oben. Die Luft: stickig und staubig. Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) schwitzt. Eben hat er in eine Senke geblickt. Dort dümpeln bis zu 80 Kubikmeter radioaktiver Laugensumpf.

Erstmals hat der Umweltminister das marode Atommülllager Asse im niedersächsischen Remlingen besucht. 100 Atomkraftgegner empfangen ihn mit Buhrufen. „Es ist ein Skandal, dass er sich erst jetzt blicken lässt“, beschwert sich Anwohner Jörg Neumann. „Röttgen hat nicht erkannt, wie wichtig die Sache ist.“

Das Bergwerk droht abzusaufen

Der versucht, das Gegenteil zu vermitteln. Dass in der Asse überhaupt radioaktiver Abfall lagert, sei ein Skandal, eine „unbegreifliche Verantwortungslosigkeit“. Der Müll müsse „so schnell wie möglich und so sicher wie möglich“ raus.

Dabei drängt die Zeit. Rund 126 000 Fässer voller leicht- und mittelradioaktivem Abfall liegen in der Tiefe. Eine Zeitbombe. Das Bergwerk droht abzusaufen. Täglich dringen 12 000 Liter Lauge in die Stollen. Teils ist sie radioaktiv.

13 volle Kammern - und keiner weiß, wie es drinnen aussieht

Wie die Müllbehälter, die von 1967 bis 1978 erst gestapelt, zuletzt nur noch über eine Rampe gekippt wurden, heute aussehen, weiß keiner. Denn die 13 Kammern sind durch meterdicke Betonpfropfen verschlossen. Eine Probebohrung in Kammer sieben sollte 2011 einen ersten Eindruck liefern. Doch die Genehmigung verzögert sich wegen vieler Auflagen.

Aus Röttgens Sicht geht es jetzt darum, konkrete Schritte zur Rückholung des Strahlenmülls auszumachen. In den nächsten Monaten müsse man Ziele, Fristen, Zeiten aufstellen. Klar ist aber, dass es keinen raschen Start für die Bergung geben kann. Zunächst müsse man den Stollen stabilisieren, sagt Wolfram König, Präsident des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS), das die Asse seit 2009 betreibt. Unlängst habe man einen wesentlichen Fahrweg sperren müssen – wegen Einsturzgefahr. Röttgen rechnet mit einem „enorm langen Zeitraum“ für die Bergung.

Unklar ist auch, wo der Asse-Müll am Ende gelagert werden kann. Bisher gebe es nur das Endlager Schacht Konrad, dafür sieht sich Röttgen zuständig. Die Sanierung der Asse bleibe als Aufgabe im BfS.