Großburgwedel. . Die Ermittler der Staatsanwaltschaft haben am späten Freitagnachmittag Ex-Bundespräsident Christian Wulff einen Besuch abgestattet. Bei der offenbar angemeldeten Durchsuchung stellten sie Computer sicher. Auch bei Wulffs Freund David Groenewold klopfte am Freitag die Staatsanwaltschaft an.

Die Staatsanwaltschaft Hannover hat am Freitagabend das Privathaus von Ex-Bundespräsident Christian Wulff in Großburgwedel durchsucht. Acht Personen, unter ihnen Oberstaatsanwalt Clemens Eimterbäumer, verließen gegen 21 Uhr das Gebäude. Eimterbäumer hatte vor gut zwei Wochen die Aufhebung der Immunität Wulffs beantragt. Am nächsten Tag trat Wulff zurück.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover sagte, bei der Durchsuchung in Wulffs Haus waren ein Staatsanwalt und fünf Beamte des Landeskriminalamtes vor Ort. Die Aktion sei im Einvernehmen mit dem Ehepaar Wulff erfolgt. Deshalb sei kein richterlicher Durchsuchungsbeschluss notwendig gewesen. Laut "Bild"-Zeitung wurden Computer samt Festplatten sichergestellt.

In den Büro- und Privaträumen des mit Wulff bekannten Filmunternehmers David Groenewold hatten bereits am Donnerstag in Hannover und Berlin Durchsuchungen stattgefunden. Wie Focus online berichtet, sollte die Razzia beim Ex-Bundespräsidenten ebenfalls ursprünglich schon am Donnerstag durchgeführt werden, sie wurde jedoch wegen des großen Medienauflaufs vor Wulffs Haus verschoben.

Auch Ermittlungen gegen Groenewold

Auch die Ermittlungen in den Räumen Groenewolds seien einvernehmlich erfolgt, teilte die Anwältin des Unternehmers mit.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen beide wegen Vorteilsannahme und Vorteilsgewährung. Wulff soll sich als niedersächsischer Ministerpräsident auf Kosten des Filmunternehmers David Groenewold einen Kurzurlaub auf Sylt bezahlen lassen haben. Allerdings hatte Wulff betont, er habe dem Unternehmer den Betrag in bar zurückerstattet. Eine von Groenewolds Firmen hatte zuvor in Niedersachsen eine Landesbürgschaft erhalten.

Weiteren Aufschluss könnten den Ermittlern Akten geben, die sie von der niedersächsischen Landesregierung erhalten haben. Etwa 450 Seiten, die vor allem das Verhältnis von Wulff und Groenewold betreffen, seien am Mittwoch übergeben worden, sagte ein Sprecher der Staatskanzlei am Freitag.

Wulff hatte sein Amt Mitte Februar niedergelegt, nachdem er monatelang wegen eines umstrittenen Hauskredits und seinen Kontakten zu Unternehmerfreunden in der Kritik stand. (we/afp/rtr/dapd)