Essen. . Wortwörtlich haben Unbekannte das Verhalten Wulffs zum Thema Ehrensold in der Essener Innenstadt angekreidet: Sie überzogen die Einkaufsstraßen vom Grillo Theater bis Limbecker Platz mit Parolen wie „Schäm dich Wulff“. Viele Passanten befürworteten die Aktion am Freitag.
Unbekannte haben Ex-Bundespräsident Wulff sein Verhalten zum Thema Ehrensold in der Essener Innenstadt wortwörtlich angekreidet. In der Nacht zu Freitag überzogen sie die Einkaufsstraßen zwischen Grillo Theater und Limbecker Platz mit buntem Protest: „Kein Ehrensold für Wulff“ und „Schäm dich Wulff“ ist da in großen Kreide-Lettern auf dem Pflaster zu lesen.
„Ich find’ das richtig gut“, sagt eine ältere Dame am Morgen danach, und ihr Ehemann klopft zustimmend mit seinem Gehstock auf die Erde. „Das müssten sie vorm ganzen Bundestag machen - und zwar noch größer“, ist sich das Paar einig, das seine Namen lieber nicht veröffentlicht sehen möchte. „Cliquenwirtschaft!“, schimpft der Senior und freut sich über die ungewöhnliche Aktion. „Wie soll man denn sonst protestieren?!“, sagt er.
Wulff als Waschlappen
„Mit Verzicht einen Funken Größe zeigen“
Claudia Wiedensee schmunzelt, als sie mit ihrer Tochter in Richtung Kennedyplatz geht und die Parolen sieht. Gleichzeitig ärgert sie sich über die Höhe des Ehrensolds. „Der Mann erhält 200.000 Euro jährlich und das bis ans Lebensende. Das sehe ich nicht ein“, sagt die 50-Jährige und ergänzt: „Ich kenne so viele Menschen, die unglaublich tolle Arbeit leisten und einen solchen Sold verdient hätten. Eine einmalige Summe für Wulff wäre in Ordnung, aber nicht das“, sagt die Mülheimerin, die in einem ambulanten Operationssaal arbeitet. Von der Rente, die sie einmal bekomme, könne man nicht einmal „leben oder sterben“.
„Wulff hätte mit einem Verzicht auf den Ehrensold noch einen Funken Größe zeigen können“, meint Ulrich Rutter. Er belächelt die Kreide-Aktion, wenngleich er sie nicht für unangebracht hält. „Rechtlich gesehen stehen Wulff all die Leistungen zu. Moralisch ist das eine ganz andere Sache“, sagt der 59-Jährige.
Vielen Passanten zaubern die Kreide-Forderungen ein Lächeln ins Gesicht - auch Benjamin Kowalski. „Ich finde das richtig amüsant“, sagt der 24-Jährige. Spätestens mit dem nächsten Regen wird der farbenfrohe Protest wohl weggewaschen sein. Die Kritik an Wulff hingegen dürfte wohl nicht so bald verschwinden.