Berlin. . Die Fraktionen aller Bundestagsparteien haben sich auf eine Neuregelung der Organspende geeinigt. Demnach sollen die Deutschen künftig gezielt vor die Entscheidung gestellt werden, ob sie zu einer Organspende bereit sind oder nicht.
Die Organspende wird in Deutschland nach jahrelanger Debatte neu geregelt. Darauf haben sich die Spitzen aller Fraktionen im Bundestag am Donnerstag geeinigt. Demnach werden die Krankenkassen schon in diesem Jahr alle Versicherten ab 16 Jahren zur Organspende informieren und zu einer Erklärung auffordern. 2014 und 2017 würden sie erneut angeschrieben, sagte SPD-Gesundheitspolitikerin Carola Reimann der WAZ
Mit der Neuregelung reagieren die Fraktionen auf den Mangel bei den Organspenden. Rund 12.000 Menschen warten auf ein neues Organ. Etwa 1000 Betroffene sterben jedes Jahr, weil sie nicht rechtzeitig eine neue Niere, Leber oder ein Herz erhalten.
Freiwillige Erklärung
Bei der Entscheidungslösung, die nun kommt, soll der Versicherte angeben, ob er seine Organe spenden will oder nicht - oder ob er sich noch nicht entscheiden möchte. "Wichtig ist, dass die Erklärung in jedem Fall freiwillig erfolgt", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn (CDU). Es gehe nicht um Zwang, sondern darum, die Menschen von der Notwendigkeit der Organspende zu überzeugen. Deshalb sollen auch die Behörden bei der Ausgabe von amtlichen Ausweisen - Reisepass oder Führerschein -zur Organspende informieren.
Künftig soll die Information zur Spendebereitschaft auf der nächsten Kartengeneration der elektronischen Gesundheitskarte stehen, die 2017 kommen soll. Bis dahin müssten die Versicherten ihr Votum auf dem Organspendeausweis wie bisher festhalten, sagte Reimann.
Fraktionsübergreifende Einigung
Streit gab es bis zuletzt um die Frage, wer die Auskunft zur Spendebereitschaft auf der neuen Gesundheitskarte eintragen darf. Während CDU und SPD für die Krankenkassen plädierten, gab es Widerstand von den Grünen. Nun sollen sowohl die Kassen als auch Ärzte, Therapeuten und die Versicherten selbst diese Informationen eintragen dürfen.
"Es ist ein starkes Signal, dass alle Fraktionen den Vorschlag mittragen", sagte Reimann zu der Einigung. Sie rechnet damit, dass Gesetzentwurf nach Ostern im Bundestag beraten wird.
Reimann hofft, dass der Mangel an Spenderorganen mit der Neuregelung nun kleiner wird. Wie Umfragen ergeben haben, sind drei Viertel der Deutschen bereit, ein Organ zu spenden. Aber nur ein Viertel hat tatsächlich einen Spendeausweis. Bislang dürfen Ärzte in Deutschland nur dann Organe entnehmen, wenn die Betroffenen zu Lebzeiten zugestimmt haben oder die nächsten Angehörigen damit einverstanden sind.