Brüssel. Der Finne Olli Rehn, in der EU-Kommission für Wirtschafts- und Währungsfragen zuständig, lädt Journalisten für Hintergrundgespräche auch mal in die Sauna ein. Journalistinnen müssen draußen bleiben. In Brüssel wartet man nun, was sich Rehn als nächstes einfallen lässt.

Als Finne verweilt EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn bekanntermaßen gern in der Sauna. Doch dass er Journalisten – nur Männer – in den Schwitzkasten mitnimmt, sorgt in Brüssel für Aufsehen. Dabei wollte Rehn bei einer Pressekonferenz am Donnerstag eigentlich über Europas düstere Wirtschaftsprognosen reden.

Eine Journalistin machte dem Kommissar einen Strich durch die Rechnung. Sie habe von einem weiteren Hintergrund-Gespräch nur für Journalisten gehört. Daher wolle sie Rehn fragen, was er für Journalistinnen plane.

Hintergrundgespräche sind in Brüssel gang und gäbe

Der EU-Kommissar grinste kurz und antwortete dann gewohnt trocken. „Ich stehe regelmäßig mit Journalisten in Kontakt, wie Sie wissen, und ich tausche mich mit ihnen in verschiedenen Zusammenhängen aus“, sagte der 49-Jährige. „Ich nehme Ihr reges Interesse zur Kenntnis, auch künftig solche Hintergrund-Gespräche zu veranstalten.“

Hintergrund-Gespräche von EU- und Presse-Vertretern sind gang und gäbe in Brüssel. Allerdings wird eher in Räume der EU-Institutionen oder in ein Restaurant geladen, um ohne Zeitdruck über aktuelle Themen zu reden. Rehn dagegen scheint zumindest ab und an die Sauna in der EU-Kommission zu bevorzugen.

In aller Blöße über Griechenland sprechen

So auch vorigen Dienstag. Rehn lud dem Vernehmen nach ganz offiziell zu einem Hintergrund-Gespräch in die Sauna mit anschließendem Abendessen. Eine knappe Handvoll Journalisten aus diversen EU-Ländern hätten mitgeschwitzt. In aller Blöße sei unter anderem über Griechenland geredet worden.

Rehn setzte bereits als EU-Erweiterungskommissar (2004 bis 2010) auf die wohltuende Wirkung der Sauna. Rehn habe damals Journalisten zum Beispiel nach dem Fußballspielen zum Schwitzen mitgenommen, erinnert sich jemand, der dabei war. Die Sauna-Diplomatie habe der Finne zudem bei heiklen politischen Themen gerühmt.

Finnland pflegt die "Sauna-Diplomatie" schon lange

Das berichtete auch die EU-Abgeordnete Renate Sommer (CDU). Im Juli 2006 schrieb sie in einer Pressemitteilung, Rehn wolle mit Hilfe der finnischen „Sauna-Diplomatie“ Bewegung in den Streit um die geteilte Mittelmeer-Insel Zypern bringen. „Besonders Finnland hat sich mit der 'Sauna-Diplomatie' in der Nachkriegszeit einen Namen gemacht“, so Sommer. Der damalige finnische Staatspräsident Kekkonen habe angeblich selbst den einstigen Sowjet-Chef Nikita Chruschtschow „in der Sauna weichgekocht“.

Rehn selbst hat 2010 in einer Kolumne für eine finnische Zeitung schlicht erklärt: „Die Sauna ist mir lieb und teuer, sie ist mir eigentlich heilig.“ Sie „beruhigt die Seele und entspannt den Körper.“ An der Sauna seines Sommerhauses hänge seit Jahrzehnten folgender Spruch: „Der Sauna-Friede ist kostbarer als die Unverletzlichkeit des häuslichen Herdes und die Waffenruhe zu Weihnachten, das ist uns, dem Volk mit der längsten Badetradition auf der Welt, wohl bewusst.“

Die Sauna - ein Ort, an dem sich leicht Vertrauen einstellt

Das sei, befand Rehn, die „Quintessenz der finnischen Seele“ - und ein gutes Mittel der Diplomatie. „Schließlich handelt es sich um einen Ort, an dem sich leicht Vertrauen einstellt und an dem sich die nackte Wahrheit einfacher sagen lässt: Die Masken fallen, und der Austausch von Floskeln weicht einer konkreten Suche nach Lösungen. Kurz gesagt: Man macht Fortschritte.”

In Brüssel ist man nun gespannt, ob und wann Rehn das nächste Mal zum Sauna-Hintergrundgespräch bittet.