Dresden. . An den 67. Jahrestag der Zerstörung ihrer Stadt und die Opfer der Bombardierung haben Tausende Dresdener mit Gedenkveranstaltungen und Demonstrationen erinnert. 13.000 Menschen reihten sich in eine Menschenkette ein. Eine Neonazi-Demo musste wegen Protesten schließlich aufgelöst werden.

Mit friedlichen Gedenkveranstaltungen und Demonstrationen haben Tausende Dresdner am 67. Jahrestag der Zerstörung der Stadt an die Opfer erinnert und gegen einen Neonazi-Aufmarsch protestiert. 13.000 Menschen reihten sich nach Angaben der Stadtverwaltung am Montagabend bei Schnee und Minusgraden in eine 3,6 Kilometer lange Menschenkette ein. Viele von ihnen trugen als Zeichen des friedlichen Widerstandes eine weiße Rose in der Hand oder als Anstecker an der Jacke.

Zu den Teilnehmern gehörten auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD), Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU), die Bundesspitze der Grünen um Claudia Roth und Cem Özdemir sowie Linke-Chefin Gesine Lötzsch.

Die NS-Ideologie sei ein Weltbild „voller Hass, Mord, Gewalt und Angst“, sagte Dresdens Erster Bürgermeister Dirk Hilbert bei einer Kundgebung. Das Gedenken müsse auch im Zusammenhang mit dem gesehen werden, was in Dresden „passiert ist und heute noch passiert“, fügte der FDP-Politiker hinzu. Bei den alliierten Bombenangriffen am 13. und 14. Februar 1945 auf Dresden waren bis zu 25.000 Menschen ums Leben gekommen.

Neonazis missbrauchen seit Jahren den Gedenktag

Nach dem Ende der Menschenkette versammelten sich Neonazis am Dresdner Hauptbahnhof. Die Polizei zählte 1.600 Rechtsextreme, die gegen 19.30 Uhr unter Polizeischutz mit einem Fackel-Aufmarsch begannen. Der Bereich um den Hauptbahnhof und die Marschroute waren zuvor weiträumig abgesperrt worden. 2.000 Gegendemonstranten begleiteten den Aufmarsch in Hör- und Sichtweite mit Pfiffen und Protestrufen wie „Nazis raus“. Der Protest war friedlich, aber dank Trommeln und Musik lautstark. 6.000 Polizeibeamte sicherten die Innenstadt.

Nach wenigen hundert Metern wurde der Aufmarsch umgeleitet, nachdem der Protest entlang der Strecke übergroß wurde. Kurz nach 20 Uhr mussten die Neonazis ihren Zug vorzeitig beenden. Bis 21 Uhr zogen die letzten Neonazis frustriert ab. Als militant geltende Rechte stritten mit Vertretern der NPD.

Neonazi-Gegner feierten den Rückzug als Erfolg

Die Neonazi-Gegner feierten den Rückzug als Erfolg. Unter ihnen war auch der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan Kramer. „Wir haben klar gemacht, dass diese Stadt keine Nazis will“, sagte Kramer nach den Protesten der dapd. Den Rechten sei der Spaß vergangen.

Neonazis versuchen seit Jahren, mit Aufmärschen den Gedenktag für ihre Zwecke umzudeuten und zu missbrauchen. Im vergangenen Jahr war der Gedenktag auf einen Sonntag gefallen, damals reihten sich 17.000 Menschen in die Kette ein. 2010 verhinderten 12.000 Demonstranten erstmals den Aufmarsch von 6.000 Neonazis, Tausende Dresdner beteiligten sich damals an der Menschenkette.

Im vergangenen Jahr war es am 19. Februar bei weiteren Protesten gegen Neonazis zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen, bei denen mehr als 100 Polizisten verletzt wurden. Die Aufmärsche wurden verhindert.

Rechtsextreme ziehen frustriert ab

Thierse hatte vor dem Aufmarsch der Nachrichtenagentur dapd gesagt, „man kann nicht ganz widerspruchslos und unkommentiert den Neonazis die Straße überlassen“. Er habe Sympathie für Menschen, die sagten, Neonazis dürften nicht ungestört durch die Dresdner Straßen marschieren. Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) erklärte, solange es Rechtsextremismus und Antisemitismus gebe, seien Gegenproteste notwendig.

Am Nachmittag hatten bereits Politiker, Diplomaten und Bürger auf dem Dresdner Heidefriedhof an die Opfer des Zweiten Weltkriegs erinnert. Die rechtsextreme sächsische NPD blieb dem Friedhof erstmals fern. Mehr als 1.000 Menschen beteiligten sich zudem an einem „Mahngang Täterspuren“, der an die Verbrechen der NS erinnerte. (dapd)