München/Essen. . Zum zweiten Mal nahm die Polizei womöglich einen mutmaßlichen Helfer der Zwickauer Zelle fest, der nach Medienberichten in der NPD einen hohen Posten inne hatte.

Der am Mittwoch in Düsseldorf gefasste Neonazi-Helfer Carsten S. soll ein ehemaliger NPD-Funktionär gewesen sein. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ am Donnerstag. Demnach stand Carsten S. 1999 an der Spitze des NPD-Kreisverbandes Jena.

S. wurde nun festgenommen, weil er dringend verdächtigt ist, bei sechs von 10 Morden der Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ Beihilfe geleistet zu haben. Offenbar ist der Verdächtige damit also der zweite NPD-Funktionär, der in die Mordserie der NSU verwickelt ist.

Fünf Männer sitzen in Haft

Bereits im November nahmen die Ermittler Ralf Wohlleben fest, der von Carsten S. 2001 oder 2002 eine Waffe entgegen genommen haben soll, die er, so der Verdacht, an Mitglieder der NSU weitergab. Unklar ist noch, ob die betreffende Waffe bei den Morden der Zwickauer Zelle eingesetzt wurde.

Mit Carsten S. sitzen nun fünf mutmaßliche Unterstützer der der Zwickauer Neonazi-Zelle in Untersuchungshaft. Insgesamt 13 Personen werden beschuldigt.

Chronik der Fahndung nach den NSU-Terroristen

4. November 2011: Bei der Fahndung nach zwei Bankräubern entdeckt die Polizei in Eisenach in einem ausgebrannten Wohnmobil zwei Leichen und mehrere Schusswaffen.

Am selben Tag kommt es in Zwickau zu einer Explosion in einem Wohnaus. Das Haus brennt nieder. Noch ist unklar, ob es eine Verbindung zwischen den beiden Fällen gibt.

7. November 2011: Zwei Waffen aus dem Wohnmobil stellen sich als die Dienstwaffen der Polizistin Michèle Kiesewetter und ihres Kollegen heraus.

Michèle Kiesewetter wurde 2007 in Heilbronn bei einem Attentat ermordetet, ihr Kollege damals schwer verletzt.

8. November 2011: Ein DNA-Test bestätigt die Verbindung der im Wohnmobil tot aufgefundenen Männer zu dem Polizistenmord in Heilbronn. Die Polizei geht davon aus, dass die beiden Männer auch für den Banküberfall in Eisenach verantwortlich waren. Überraschend...

...stellt sich an diesem Tag die mit internationalem Haftbefehl gesuchte Mitbewohnerin der Bankräuber, Beate Zschäpe, der Jenaer Polizei. Die 36-Jährige soll die Zwickauer Wohnung in Brand gesteckt haben, um Spuren zu vernichten.

11. November 2011: Bei den Ermittlungen kommt heraus, dass mit einer der gefundenen Pistolen zwischen 2000 und 2006 acht türkischstämmige und ein griechischstämmiger Kleinunternehmer erschossen wurden.

Die Anhaltspunkte deuten daraufhin, dass die Morde von einer rechtsextremistischen Gruppierung begangen wurden. Die Bundesanwaltschaft übernimmt die Ermittlungen.

Auf DVDs, die in der ausgebrannten Wohnung gefunden wurden, ist ein Propagandafilm der Gruppierung "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU). In dem Video brüsten sich die Mitglieder der Terrorgruppe mit den Morden. In einem Ausschnitt ist eine selbst konstruierte Nagelbombe zu sehen.

13. November 2011: Beamte des Landeskriminalamtes Niedersachsen nehmen Holger G. fest. Er stehe im "dringenden Verdacht", sich an der terroristischen Vereinigung NSU beteiligt zu haben.

18. November 2011: Bund und Länder beschließen auf einem Krisengipfel ein Zentralregister für rechtsextremistische Gewalttäter und ein "Gemeinsames Abwehrzentrum gegen Rechtsextremismus".

24. November 2011: Mit Andre E. wird ein weiterer mutmaßlicher Helfer der Terrorzelle festgenommen. Der Sachse soll den Propagandafilm erstellt haben.

29. November 2011: Die Polizei nimmt den früheren NPD-Funktionär Ralf Wohlleben fest. Ihm wird vorgeworfen, die Terroristenzelle unterstützt zu haben.

9. Dezember 2011: Die Innenministerkonferenz der Länder (IMK) strebt ein erneutes Verbotsverfahren gegen die NPD an.

11. Dezember 2011: Mit Matthias D. aus dem Erzgebirgskreis geht den Fahndern ein weiterer mutmaßlicher Helfer der NSU ins Netz.

4. Januar 2012: Die Abgeordnete der Grünen im Landtag Thüringen legen einen Antragsentwurf für einen Untersuchungsausschuss zum NSU-Terror vor.

Der Untersuchungsausschuss soll klären, ob es bei den Ermittlungen zur NSU-Terrorzelle zu Versäumnissen gekommen ist.

13. Januar 2012: Die Fraktionen im Bundestag einigen sich auf die Bildung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses, der mögliche Versäumnisse bei den Ermittlungen zur NSU aufdecken soll.

25. Januar 2012: Ermittler durchsuchen in Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg Wohnungen und Geschäftslokale von vier mutmaßlichen Unterstützern der NSU.

26. Januar 2012: Der Deutsche Bundestag beschließt die Einsetzung des Untersuchungsausschusses.

1. Februar 2012: In Düsseldorf wird mit Carsten S. ein weiterer mutmaßlicher Unterstützer der Terroristen verhaftet. Er soll der NSU eine Waffe besorgt haben.

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