Washington. . In South Carolina ist das Gemetzel unter den Kandidaten der Republikaner traditionell besonders übel. Beim Fernsehduell im klerikalen Südosten hagelte es Intrigen unter den verbliebenen vier Konkurrenten.
Sie nennen ihn nicht ohne Grund die „Killing Fields“. Im Bundesstaat South Carolina werden seit 32 Jahren republikanische Präsidentschaftskandidaten gemacht. Wer hier im konservativ-klerikalen Südosten der USA die Vorwahlen gewinnt, so die eherne Regel, der geht auch ins Rennen um das Weiße Haus.
Aber erst ist Stahlbad. Verleumdungen, Halbwahrheiten und Gerüchte machen die Runde. Jede verfügbare Leiche, die ein Kandidat im Privat-Keller liegen hat, wird ans Tageslicht gezerrt. Wer nicht aufpasst, bleibt – siehe oben – politisch tot im Feld zurück. Rick Perry muss um die Gefahr gewusst haben. Der kernige Texaner entzog sich der heute (21.1.) mit Spannung erwarteten Abstimmung; durch rabiate Beendigung seiner Kandidatur.
Was ein bisschen schade ist. In der einer rhetorischen Wirtshausschlägerei ähnelnden Fernseh-Debatte am Donnerstagabend in Charleston überboten sich die vier noch im Rennen verbliebenen Herren in einer Rolle, die landsmannschaftlich nur Perry angemessen hätte ausfüllen können: die des Bourbon trinkenden Fieslings J.R. aus dem Fernseh-Intrigantenstadl „Dallas“. Das Drehbuch hatte es allerdings auch in sich. Binnen nicht mal 36 Stunden hatten die republikanischen Wähler einen dicken Brocken nach dem anderen zu verkraften.
Newt Gingrich als heuchlerischer Fremdgeher
Erst ergab eifriges Nachzählen im Bauern-Staat Iowa, dass nicht Mitt Romney dort den Auftakt am 3. Januar gewonnen hat, sondern wohl Rick Santorum. Kurz darauf dann Rick Perrys Abmeldung vom Dienst. Dann kündigte der Fernsehsender ABC an, dass Marianne, die zweite Ehefrau von Newt Gingrich, ihren öffentlich gern frömmelnden Ex-Gatten zur besten Sendezeit als heuchlerischen Fremdgeher abkanzeln wird.
Und zu guter Letzt wurden die Zweifel immer größer, ob der dauerverkrampfte Multi-Millionär Romney, der nicht nur verdächtig mit seiner Steuererklärung hinter dem Berg hält, wirklich der richtige konservative Mann fürs Weiße Haus ist. Was das alles mit den tatsächlichen Problemen Amerikas zu tun hat? Mit Arbeitslosigkeit, Bildungs- und Immobilienkrise? Nichts.
Nur auf Umfragewerte geschielt
In Charleston lieferten sich die Kandidaten einen inhaltsleeren, von persönlichen Attacken geprägten Schlagabtausch, der nur auf Umfragenwerte schielte. Dort hat sich Gingrich, der frühere Sprecher des Repräsentantenhauses, in den letzten Tagen so weit an Spitzenreiter Romney herangerobbt, dass eine Überraschung an diesem Wochenende nicht ausgeschlossen werden kann. Verlöre Romney South Carolina, wäre das Rennen wieder offen, das der Ex-Gouverneur von Massachusetts bereits für sich entschieden glaubte.
Breitseite gegen die „bösartigen Medien“
Daran hat auch Rick Santorum verschärftes Interesse. Der Sohn italienischer Einwanderer und ehemalige Senator von Pennsylvania keilte diesmal sowohl gegen Romney als auch gegen Gingrich heftig aus, mit dem er um die nach Perrys Abgang freiwerdenden Stimmen ringt. Gingrich, das erfahrenste Schlachtross, zog alle Register. Erst kanzelte er Fragen des Moderators nach seinen Frauen-Geschichten mit einer dreisten Breitseite gegen die „bösartigen“ Medien ab. Das Publikum johlte begeistert.
Steuererklärung ins Internet gestellt
Den Vorwurf seiner Ex-Frau Marianne, er habe sie – während er mit seiner heutigen dritten Gattin Callista bereits eine Affäre hatte – um das Führen einer „offenen Ehe“ gebeten, bezeichnete er wortkarg als „falsch“. Dann gerierte er sich als Saubermann, in dem er eine Stunde vor Beginn der Debatte seine Steuererklärung für 2010 ins Internet stellte. Resultat: 31 % Steuern gezahlt. Der bei weitem reichere Romney, den viele Republikaner für zu moderat und abgehoben halten, liegt nach eigener Schätzung allenfalls bei 15 %. Ron Paul, der auf Staatsabbau und Freiheitsrechte pochende Kongressabgeordnete, ging in der Debatte unter. Romney, Gingrich, Santorum oder Paul. Einer dieser vier liegt am Sonntag voraussichtlich politisch tot auf dem Feld.