Des Moines (dapd). Die erste Abstimmung der republikanischen Basis über ihren künftigen Präsidentschaftskandidaten hat Mitt Romney einen hauchdünnen Sieg und der ultrakonservativen Tea-Party-Politikerin Michele Bachmann eine schwere Niederlage gebracht. Romney sah sich trotz des nur mit acht Stimmen Vorsprung behaupteten ersten Platzes in seinem Anspruch bestätigt, Herausforderer von Präsident Barack Obama zu werden. Bachmann erklärte auf einer Pressekonferenz in Des Moines ihren Ausstieg aus dem Präsidentschaftsrennen.

"Ich habe jetzt ein großes Ziel vor mir", rief Romney am Mittwoch bei seinem Aufbruch nach New Hampshire, der nächsten Vorwahl am kommenden Dienstag, aus. "Ich habe breite Schultern. Ich bin bereit, damit fertig zu werden." Bachmann, die zuvor Wahlkampftermine in South Carolina abgesagt hatte, erklärte dagegen, sie habe beschlossen "beiseite zu stehen". Sie wolle sich künftig Sachfragen widmen. Sie bedauere ihren Bewerbung nicht. Bachmann hatte mit fünf Prozent der Stimmen nur den letzten Platz der sechs in Iowa angetretenen Bewerber erreicht.

Überraschend hatten die rund 122.000 Wähler bei den Caucusses nicht Partei-Schwergewichten wie Newt Gingrich und Rick Perry mit Romney über die 20-Prozent-Marke springen lassen. Auf Platz zwei und drei kamen vor ihnen die weniger bekannten Kandidaten Rick Santorum und Ron Paul.

In dem liberalen Neuengland-Staat gilt Romney als klarer Favorit, ein Status, den der 64-Jährige im ländlichen und konservativen Iowa nicht hatte. Dort lag er mit 24,55 Prozent nur 0,1 Prozent vor Santorum, einem früheren Senator aus Pennsylvania. Der 53-jährige hatte in Umfragen bisher nur im einstelligen Prozentbereich gelegen und kündigte an, in New Hampshire beweisen zu wollen, dass sein Ergebnis in Iowa kein Zufall gewesen sei.

Mit dem texanischen Kongressabgeordneten Ron Paul schob sich mit 21,5 Prozent noch ein weiterer Außenseiter vor jene Bewerber, die als Romneys eigentliche Gegenspieler im Kampf um die Rolle des Herausforderers Obamas gelten: Der erzkonservative Gingrich kam mit 13 Prozent auf Platz vier, der texanische Gouverneur Perry mit 10 Prozent auf Platz fünf und Bachmann mit 5 Prozent auf den sechsten Platz. Der frühere Gouverneur von Utah, John Huntsman, trat in Iowa nicht an.

In Iowa findet seit vier Jahrzehnten die erste Abstimmung in der monatelangen Kandidatenkür der Republikaner und Demokraten statt. Während es sich hier um eine erste basisdemokratische Runde einer Wählerversammlung - Caucus - handelt, werden am kommenden Dienstag in New Hampshire in einer Direktwahl - Primary - sofort Wahlmännerstimmen für den Nominierungsparteitag im August vergeben. Nach einer Analyse der Nachrichtenagentur AP kann Romney mit 13 und Santorum mit 12 Wahlmännerstimmen rechnen, sollte sich der Trend der ersten Iowa-Runde nicht ändern.

Romney war vor vier Jahren in Iowa Zweiter geworden, der Erstplatzierte Mick Huckabee spielte später keine Rolle mehr. Gegen Obama trat schließich John McCain an, der in Iowa nur abgeschlagen auf den vierten Platz gekommen war. McCain erklärte noch vor Bekanntgabe des Iowa-Ergebnisses seine Unterstützung für Romney.

Perry, der einige Zeit als stärkster Gegenspieler Romneys galt, gab sich nach seinem schlechten Abschneiden in Iowa kämpferisch: "South Carolina, jetzt kommen wir", twitterte er am Mittwoch. "Die nächste Etappe des Marathons ist der Palmetto-Staat. Davor kommt aber am kommenden Dienstag die Vorwahl in New Hampshire, South Carolina wählt erst am 21. Januar.

Gingrich schaltete auf eine härtere Gangart gegen Romney um. In einer ganzseitigen Anzeige in der größten Zeitung New Hampshires nannte er Romney einen "furchtsamen Massachusetts-Gemäßigten". Am Montag bezeichnete er Romney als Lügner. Aufgeben werde er nicht, sagte er nach der Abstimmung in Iowa.

Für Romney bestätigte Iowa das Problem, das er seit Monaten im US-weiten Umfragen hat: Er kommt nicht über 25 Prozent Unterstützung hinaus. Die Zersplitterung in dem Siebenerfeld gilt als größtes Problem der Republikaner, einen starken Herausforderer gegen Obama aufzustellen.

Obama kann sich in Iowa auf eine breite Wählerbasis stützen und stellte sich der Parteiversammlung der Demokraten ohne Gegenkandidaten. Vor vier Jahren begann hier sein Siegeszug bei den demokratischen Vorwahlen, der ihn schließlich ins Weiße Haus führte.

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