Berlin. Nein, überzeugen konnte Bundespräsident Christian Wulff die Deutschen mit seiner TV-Entschuldigung nicht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage im DeutschlandTrend der ARD. Doch obwohl der Präsident enttäuschte, fordert nur eine Minderheit unter den Bürgern seinen Rücktritt.
Bundespräsident Christian Wulff hat mit dem Fernseh-Interview zu seiner Kredit- und Medien-Affäre einer Umfrage zufolge die Mehrheit der Deutschen nicht überzeugt. Gleichwohl wollen die meisten Befragten dem Staatsoberhaupt eine zweite Chance geben, wie der am Donnerstagabend veröffentlichte DeutschlandTrend der ARD ergab. Zugleich aber erwarten 49 Prozent, dass Wulff am Ende des Jahres nicht mehr im Amt ist, 45 Prozent rechnen hingegen damit, dass er dann noch Staatsoberhaupt ist.
In einer Blitzumfrage am Donnerstag gaben 80 Prozent der 1000 Befragten an, sie hätten das Interview gesehen oder sich über andere Medien darüber informiert. Von diesen befragten Wahlberechtigten fanden 61 Prozent Wulffs Auftreten nicht überzeugend und nur 30 Prozent überzeugend. Dennoch sind 60 Prozent der Meinung, dass Wulff jetzt eine zweite Chance verdient habe. 36 Prozent teilen diese Ansicht nicht.
56 Prozent der Deutschen wollen, dass Wulff im Amt bleibt
Das schlägt sich auch in der Frage nach einem Rücktritt des Staatsoberhauptes nieder: 56 Prozent wollen, dass Wulff im Amt bleibt - das sind neun Prozentpunkte mehr als in einer Befragung am Mittwoch unmittelbar vor dem Fernseh-Interview. Dagegen sind 41 Prozent der Befragten der Meinung, dass Wulff zurücktreten sollte. Am Mittwoch waren es noch 50 Prozent.
Wulff hatte in dem Fernseh-Interview am Mittwochabend schwere Fehler eingeräumt und diese bedauert, einen Rücktritt aber abgelehnt. Zugleich hatte Wulff sich selbst in Bedrängnis gebracht: Mit seinem Anruf bei "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann am 12. Dezember habe er den Artikel über seinen Privat-Kredit nicht verhindern, sondern nur eine Verschiebung der Veröffentlichung um einen Tag erreichen wollen. Die "Bild"-Zeitung widersprach. "Es war ein Anruf, der ganz klar das Ziel hatte, diese Berichterstattung zu unterbinden", sagte der Leiter des "Bild"-Hauptstadtbüros, Nikolaus Blome, dem Deutschlandfunk. Diekmann bat daraufhin Wulff um Zustimmung zur Veröffentlichung einer Abschrift seines Anrufs. Wulff lehnte ab.
Dem ARD-DeutschlandTrend zufolge kann Wulff im Vergleich zum Mittwoch bei Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit leicht zulegen, erzielt aber weiterhin schwache Werte. 37 Prozent halten ihn aktuell für glaubwürdig (Mittwoch 27 Prozent). 56 (68) Prozent finden ihn nicht glaubwürdig. Dass das Staatsoberhaupt ehrlich ist, denken 31 (22) Prozent, 61 (68) Prozent halten Wulff für unehrlich. Die Mehrheit ist zudem der Auffassung, dass Wulffs Verhalten peinlich ist.