Kreuth. Es gibt eine Voraussetzung: Karl-Theodor zu Guttenberg müsste sich ins Team einreihen. Das sagte CSU-Chef Horst Seehofer in Kreuth. Der ehemalige Verteidigungsminister Guttenberg stand wegen einer Plagiatsaffäre und Angriffen auf die CSU in der Kritik. Kehrt er als Teamspieler in die Partei zurück, stehen ihm viele Wege wieder offen, heißt es.

Horst Seehofer will in Wildbad Kreuth nicht sagen, wann das Gespräch ist. Auch der Ort ist geheim. Aber dass das Gespräch bald stattfindet, das gilt in der CSU als sicher. Schon in den kommenden Wochen wird sich Seehofer mit Karl-Theodor zu Guttenberg an einen Tisch setzen. Weil Seehofer nicht nachtragend ist, wird es nicht mehr um die Plagiatsaffäre gehen und auch nicht um die Angriffe Guttenbergs auf die CSU. Es wird allein darum gehen, ob und wann Guttenberg sein Comeback feiert. Wenn es schnell geht, könnte dieser im Sommer schon wieder auf der politischen Bühne stehen.

Dass die CSU-Landesgruppe in Kreuth eigentlich über Inhalte wie die Euro-Schuldenkrise, die Pflegeversicherung oder den Rechtsextremismus berät, könnte angesichts der erhitzten Personaldebatten fast in Vergessenheit geraten. Außer um Bundespräsident Christian Wulff drehen sich die Gespräche dabei in Kreuth immer wieder um den abwesenden Ex-Verteidigungsminister Guttenberg. Seehofer lässt sich nicht viel zu ihm entlocken, verweist auf Vertraulichkeit. Doch hinter vorgehaltener Hand bestätigen CSUler, dass in die Gespräche über ein Comeback viel Schwung gekommen ist.

Voraussetzung: Guttenberg soll sich ins Team einreihen

Die wichtigste Voraussetzung für eine Rückkehr des 40-Jährigen verkündete Seehofer schon am Mittwoch in Kreuth. "Wir wollen, dass er sich einreiht in unser Team." Dass Guttenberg in seinem im November erschienen Interviewbuch wenig Demut erkennen ließ und seiner CSU den Charakter als Volkspartei absprach, sorgte zwar für bis heute andauernden Unmut unter den führenden Christsozialen. Sie sind aber bereit, darüber hinwegzusehen, wenn er sich künftig zurückhaltender präsentiert.

Was die CSU da plant, ist ein Geschäft auf Gegenseitigkeit: Der abgestürzte Überflieger wandelt sich vom Solisten zum Orchestermitglied. Dafür bekommt er wieder eine echte Perspektive in der Politik. Der Wochenzeitung "Die Zeit" sagte Seehofer. "Das Kapitel Plagiat ist für mich abgeschlossen." Und weiter: "Wenn Karl-Theodor zu Guttenberg zur Teamarbeit bereit ist, kann er eine herausgehobene Funktion anstreben."

Guttenberg als Bundesminister?

Herausgehoben bedeutet nach Angaben aus der CSU, dass es im Fall eines Comebacks keine Ämter gibt, die nicht in Frage kommen - also auch als Bundesminister wäre Guttenberg für die Bayern wieder vorstellbar. Ein Grund für das immer offensivere Werben aus der CSU liegt in den Umfragen. Die offenbaren zwar Chancen, bei der Landtagswahl 2013 die absolute Mehrheit der Sitze zu bekommen - aber sie zeigen auch das ebenso große Risiko, in Bayern in die Opposition zu müssen. Das wäre eine Katastrophe, die am Selbstverständnis der Christsozialen rütteln würde.

Eine parallel zur Kreuther Klausur veröffentlichte Umfrage des Bayerischen Rundfunks zeigt zudem, dass Seehofer mit dem Werben um Guttenberg ganz im Sinne seiner Partei handelt. Zwei Drittel der CSU-Anhänger wünschen sich demnach das Comeback. Und auch über die Parteigrenzen hinaus ist mit 51 Prozent aller Bayern die Mehrheit für eine Rückkehr des 40-Jährigen.

Mandat für Guttenberg in Sicht?

Nach den Aussagen Seehofers, die auch von CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt, Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt oder Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich zumindest im Kern geteilt werden, liegt das Comebackangebot für Guttenberg quasi wie auf dem Silbertablett. Und obwohl dieser bisher keine klare Aussage zu seinen Zukunftsplänen gemacht hat, sind viele in der CSU zuversichtlich, dass er die Chance ergreifen wird.

Sollte das Gespräch zwischen Seehofer und Guttenberg im Sinne des CSU-Chefs verlaufen, könnte es ganz schnell gehen. Im Frühjahr wird die CSU in Guttenbergs Heimatregion Oberfranken die Beratungen beginnen, welche Kandidaten für die Bundestags- und Landtagswahl aufgestellt werden. Ab dem Frühsommer werden dann die Listen aufgestellt. Bei der Bundestagswahl 2009 war der Baron mit 68,1 Prozent Zustimmung der Stimmenkönig aller Direktkandidaten in Deutschland - lässt er sich wieder aufstellen, dürfte Guttenberg im nächsten Jahr wieder ein Mandat winken. (afp)