Washington/Des Moines. . Bei der Vorwahl in Iowa unterliegt der stramm konservative Republikaner Santorum nur knapp dem Multimillionär Romney. Michele Bachmann, einzige Frau im republikanischen Präsidentschaftsrennen, zog ihre Kandidatur zurück.
Nach der langen Nacht von Iowa stehen die Republikaner in Amerika – acht Stimmen Unterschied zwischen Mitt Romney und Rick Santorum – vor einem historisch knappen Ergebnis. Und einem Berg von Fragen. Belastbarere Antworten werden erst die nächsten Vorwahl-Stationen bis Ende Januar in New Hampshire, South Carolina und Florida bringen. Doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass ein Grundkonflikt den offiziell bis zum Sommer andauernden Auswahlprozess um den Gegenkandidaten für Präsident Barack Obama prägen wird: Setzt sich ein Kandidat wie Romney durch, der über die konservative Wählerklientel hinaus Strahlkraft gegen den Amtsinhaber entwickeln kann? Oder obsiegt ein Vertreter, der vor allem das Herz der zwischen Vernunft und Heilslehren pendelnden „Grand Old Party” wärmt, damit aber unabhängige und liberale Amerikaner abschreckt, wie Santorum?
Nicht mehr als 25 Prozent für Mitt Romney
Mitt Romney, der im bäuerlich und evangelikal geprägten Iowa nicht über 25 Prozent der Stimmen hinaus kam, wird als einzigem Kandidaten seit Monaten zugetraut, den Demokraten das Weiße Haus im November entreißen zu können. Der ehemalige Finanz-Manager hat eine prall gefüllte Wahlkampfkasse, eine ausgeklügelte Organisation in allen Bundesstaaten und ein fast fehlerfreies Auftreten im internen Vorwahlkampf. Ein Sieg Romneys, der mit der Botschaft „Und-im-Übrigen-bin-ich-dafür-dass-Obama-weg-muss“ hantiert, nächste Woche in New Hampshire scheint den Umfragen nach programmiert. Doch der Ex- Gouverneur von Massachusetts erreicht weder Bauch noch Herz der Partei und ihrer Anhänger. Er wirkt selbst im Moment des Erfolges hölzern, glatt und gilt als allzeit bereit, Positionen zu räumen, wenn es opportun erscheint. So hatte Romney in Massachusetts eine Krankenkassenreform entwickelt, die er heute Präsident Obama im nationalen Maßstab jeden Tag um die Ohren haut. „Flip-Flopper” nennen die Amerikaner so einen – „Wendehals“.
Bachmann zieht zurück
Rick Santorum, 53, Vater von sieben Kindern, Sohn eines italienischen Einwanderers, der gegen Mussolinis Faschismus gekämpft hatte, bevor er in den Kohlerevieren von Pennsylvania sein Glück suchte, ist sein Gegenentwurf. Der Ex-Senator von Pennsylvania, der noch vor vier Wochen abgemeldet schien, hat in Iowa am besten in Wahlkampfauftritten Nähe zum Wahlvolk hergestellt. Santorum kämpft gegen Homosexuelle und Abtreibung, steht für Waffenbesitz, Familienbande und Israel ein und will den Iran im Zweifel bombardieren lassen. Darüber hinaus legt er Amerikas Schicksal täglich in Gottes Hand. Sein missionarisch vorgetragener Sozialkonservativismus hat in Iowa viel stärker verfangen als das Angebot ähnlicher Geister wie Rick Perry oder Michele Bachmann. Letztere, die einzige Frau im republikanischen Präsidentschaftsrennen, hat nach ihrem enttäuschenden Abschneiden noch am Mittwoch via Fernsehansprache ihre Kandidatur zurückgezogen.
Trotzdem bleibt fraglich, ob Santorum auch in Bundesstaaten begeistern kann, die eher wirtschaftlich grundierte Probleme beschäftigen. Santorum weiß um die Lücke. In Iowa denunzierte er Romney als Karriere-Geschäftsmann, der nur pauschal erkläre, Amerika wieder in Arbeit zu bringen. Santorum dagegen will das produzierende Gewerbe wieder in die Staaten zurückholen; über die Senkung von Unternehmenssteuern. Ob seine Botschaft Stimmen bringt, hängt nach Experten auch davon ab, welche Auswirkungen die Kampfansage von Newt Gingrich, dem Ex-Sprecher des Repräsentantenhauses und im November noch Umfragen-Liebling, an Mitt Romney hat. Der Grund: Unterstützer Romneys fluteten die Fernsehstationen in Iowa mit für Gingrich vernichtenden Wahlspots. Der hat nun kaum noch Chancen auf die Nominierung und sinnt auf Rache. Santorum könnte der Nutznießer sein.