Washington. Twitternde Präsidentschaftsbewerber in den USA kommen an Präsident Obama heran. Die Republikaner setzen unterschiedlich stark auf den Kurznachrichtendienst, mit dem in 140 Zeilen eigene Botschaft verbreitet werden.

Die amerikanischen Präsidentschaftsbewerber nutzen für ihre Kampagnen ausgiebig den Kurznachrichtendienst Twitter. Sie verweisen auf ihre Programme, erzählen von ihrem Wochenende oder danken für einen netten Empfang. Allerdings sind nicht alle gleich in der Twitter-Welt: So zwitschert Rick Santorum deutlich mehr als Rick Perry, Herman Cains Nachrichten wurden - als er noch Kandidat war - häufiger als alle anderen weitergeleitet. Und mit Präsident Barack Obama kann sich niemand messen.

Das alles geht aus einer Analyse der Nachrichtenagentur AP hervor, die sich die Twitter-Nutzung der Bewerber vom Beginn ihrer Kampagnen bis Ende Oktober anschaute. Danach variiert die Zahl der Tweets und Retweets stark. Natürlich wird Twitter die Präsidentschaftswahl nicht entscheiden, der Dienst bildet nur einen Teil der Internet-Strategie der Kandidaten. Aber mit gut gesetzten 140 Zeichen können die Bewerber innerhalb von Sekunden Schlagzeilen schaffen, auf Vorwürfe reagieren und ihre Botschaft verstärken.

"Eine Maschinenpistole"

"Die Kandidaten leben in einer neuen Medien-Umgebung, die Geschwindigkeit belohnt, und es gibt keinen schnelleren Weg, eine Botschaft in Umlauf zu bringen, als über Twitter", erklärt Andrew Rasiej, der Gründer der Organisation Personal Democracy Media, die das Zusammenspiel von Medien und Politik untersucht. "Wenn Fernsehspots im Kampf der Kandidaten die Gewehre waren, ist Twitter eine Maschinenpistole."

Im Gegensatz zu teurer Fernseh- und Internet-Werbung ist Twitter kostenlos. Das ist ein Grund, warum besonders die finanziell schlechter ausgestatteten Kandidaten auf die Kurznachrichten setzen, um abseits der klassischen Medien für sich zu werben. So ist das Lager von Newt Gingrich, der beim Spendenwerben hinter vielen Konkurrenten zurückliegt, der aktivste Twitter-Nutzer im Feld. Der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses postete bis Ende Oktober mehr als 470 Nachrichten.

Rick Santorum, der frühere Senator von Pennsylvania, kam auf 326 Tweets an mehr als 35.000 Follower. Perry, der finanziell glänzend dastehende Gouverneur von Texas, setzte dagegen seit Beginn seiner Kampagne im August nur 42 Tweets an seine 99.000 Follower ab.

Romney vorsichtig in seinen Tweets

Der frühere Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, hat mehr als 150.000 Follower, die 233 Tweets erhielten. Er geht in seinen Kurznachrichten stets auf Nummer sicher, so wie er auch seinen gesamten Wahlkampf führt. Romney teilt mit, er fühle sich geehrt, in New Hampshire zur Vorwahl antreten zu dürfen, und dankt für ein Treffen mit dem ehemaligen Gouverneur John Sununu.

Jon Huntsman geht dagegen häufiger ein Risiko ein. Der frühere Gouverneur von Utah liegt in den Umfragen zurück und lenkte mit seinen Tweets Aufmersamkeit auf seine unkonventionelle Kandidatur. Nachdem Perry die Echtheit der Geburtsurkunde von Präsident Obama in Zweifel gezogen hatte, erklärte Huntsman via Twitter: "Barack Obama wurde in Amerika geboren. Punkt." Die Botschaft erreichte 44.300 Anhänger. Seit Bekanntgabe der Kandidatur verschickte Huntsman 120 Tweets.

10,8 Millionen folgen Obama

Trotz all ihrer Bemühungen kann sich niemand im republikanischen Lager mit Obama messen. In seinem Wahlkampf 2008 revolutionierte der damalige demokratische Kandidat die Nutzung des Internets beim Einsammeln von Spenden. Heute hat er als Präsident 10,8 Millionen Follower bei Twitter. Seit Beginn seiner Kampagne um die Wiederwahl verschickte sein Team 731 Tweets, von denen 690 mehr als 100 Mal weitergeleitet wurden. Die meisten Kurznachrichten stammen von Mitarbeitern, aber manchmal äußert sich der Präsident auch selbst. Das ist dann am Kürzel -bo zu erkennen.

Die Berater des Präsidenten räumen ein, dass sie im Netz einen großen Vorsprung gegenüber den republikanischen Bewerbern haben. Sie betonen jedoch, dass ihre Twitter-Strategie besonders erfolgreich sei, weil sie die Anhänger zum Handeln auffordern. So sollen sie an einer Veranstaltung teilnehmen, sich eine Rede anschauen oder von ihrer Einschätzung eines politischen Vorhabens berichten. Die Republikaner hätten einfach noch nicht gelernt, wie diese Plattform am besten zu nutzen sei.

"Im Wesentlichen versucht man, eine Beziehung zu den Wählern aufzubauen", sagt Obamas Wahlkampfleiter für Digitales, Teddy Goff. "Helft mit, spendet, geht wählen. Das ist für uns nichts Neues."