Washington. . Bei der Parteiversammlung der Republikaner in Iowa geht am Dienstag Mitt Romney als Favorit für die Präsidentschaftskandidatur ins Rennen. Noch wetteifern sieben Politiker darum, bei der Präsidentschaftswahl am 6. November gegen Brack Obama anzutreten. Das Problem: keiner von ihnen ist wirklich erste Wahl.

Nur alle vier Jahre schafft Iowa den Sprung in die weltweiten Schlagzeilen: In dem Bundesstaat beginnen traditionell die Vorwahlen zur Nominierung der US-Präsidentschaftskandidaten. Am Dienstag stimmen die Republikaner dort ab, welcher von sieben Politikern der Herausforderer von Barack Obama sein sollte. Es ist eine von vielen Abstimmungen: Die Kandidaten müssen sich in allen 50 Bundesstaaten den Wählern stellen.

Das Rennen ist völlig offen. Einigkeit besteht bei den Konservativen nur in einem: Den verhassten Amtsinhaber Barack Obama abzuwählen. Im Moment gilt Mitt Romney bei den Republikanern als Favorit für die Präsidentschaftskandidatur. Hauptkonkurrent des Ex-Gouverneurs von Massachusetts ist der texanische Kongressabgeordnete Ron Paul. Beiden wird laut „The Des Moines Register“ gut 20 Prozent prognostiziert.

Bei den sieben Kandidaten handelt es sich eher um das „B-Team“ der Konservativen. Wirkliche Schwergewichte wie Jeb Bush (Bruder von George W. Bush und Ex-Gouverneur von Florida), Chris Christie (Gouverneur von New Jersey) oder der junge Senator Marco Rubio aus Florida werfen den Hut gar nicht erst in den Ring. Sie ahnen: Es wird schwer gegen Obama.

Warum wählt Iowa zuerst? Weil die Verfassung des Bundesstaates vorschreibt, dass die Delegierten zu den Parteitagen von Demokraten und Republikanern acht Tage vor denen in jedem anderen Bundesstaat gewählt werden müssen. Weil sich Nevada und Florida vordrängen wollten, legte Iowa seinen „Caucus” gleich nach Neujahr, um seinen Status zu wahren. Da Obama bei den Demokraten keinen Herausforderer hat, finden die Vorwahlen nur bei den Republikanern statt. Im Unterschied zu den „Primaries” handelt es sich bei den „Caucuses” um „Nachbarschaftstreffen“, zu denen Anhänger der Parteien in Schulen, Kirchen und Privathäusern zusammenkommen. Dort stellen Fürsprecher ihre Kandidaten vor.

Keine Vorentscheidung

Kommt ein Bewerber nicht auf mindestens 15 Prozent der lokalen Versammlungs-Teilnehmer, haben diese noch einmal Gelegenheit, sich einer anderen Gruppe anzuschließen.

Der Leiter der Versammlung telefoniert die Ergebnisse nach Des Moines, der Hauptstadt Iowas. Dort wird aus allen „Caucuses“ ein Ergebnis errechnet. Da selten mehr als sechs Prozent aller Wahlberechtigten zu den „Caucuses” kommen, gilt das Ergebnis in Iowa mehr als Ausdruck der Organisationsstärke eines Wahlkampfteams. Die Gewinner hier tragen nur selten später die Nominierung davon.

Kritiker halten den Prozess für wenig repräsentativ. „Iowa pickt Mais, New Hampshire Präsidenten”, frotzelt der frühere Gouverneur des Bundesstaates New Hampshire, John Sununu. Der Neu-England-Staat hält am 10. Januar die ersten „Primaries” ab. Im „Primary-System“ können Bürger einen Tag lang in einem öffentlichen Wahllokal wählen. Diese Abstimmungen sind aussagekräftiger. Zumal die Kandidaten in New Hampshire fast bei jeder Milchkanne Halt gemacht haben, um sich den Wählern persönlich vorzustellen. Das gibt es anschließend höchstens noch in South Carolina (21. Januar), dem ersten Staat des Südens, der den Republikanern fast wichtiger ist als New Hampshire.

Super-Dienstag in Sicht

Danach wird sich das Feld lichten. Am „Super-Dienstag”, der diesmal auf den 6. März fällt, wählen zwölf Bundesstaaten gleichzeitig. Darunter Georgia, Massachusetts und Texas, die Heimatstaaten der Favoriten. Wer an diesem Tag abräumt, könnte nahe an die notwendige Mehrheit von 1144 Delegierten (50 Prozent plus eine Stimme) zum Parteitag herankommen.

Die eigentliche Kandidatenkür erfolgt auf nationalen Parteitagen („Conventions“). Hier bestimmen Delegierte den Präsidentschaftskandidaten. Die Republikaner treffen sich Ende August in Tampa, die Demokraten eine Woche später in Charlotte. Der US-Präsident wird am 6. November gewählt.

Sieben gegen Obama:

Pleiten, Pech und Pannen begleiteten bisher die republikanischen Kandidaten. Sechs Männer und eine Frau sind noch im Rennen.

Mitt Romney (64) hat eine pralle Wahlkampfkasse und liegt in Umfragen vorn. Sein Problem: Viele Republikaner halten ihn für keinen echten Konservativen. Bei Themen wie Abtreibung, Waffenbesitz und Gesundheit gilt er nicht als Hardliner. Außerdem ist Romney Mormone. Evangelikale Wähler mögen das nicht.

Ron Paul (76) ist ein Hard­liner. Er will den Staat und die Sozialpolitik auf das Allernötigste begrenzen und US-Soldaten aus anderen Ländern abziehen. Sein Problem: In der Partei gilt er als zu radikal.

Newt Gingrich (68) ist nach einem desaströsen Wahlkampfstart wieder im Spiel. Er war vier Jahre als Chef des ­Repräsentantenhauses der Gegenspieler von Bill Clinton. Später machte er seine ­Washington-Erfahrung mit ei­ner Beratungsfirma zu Geld. Er gilt also als Mann des Establishments. Sein Problem: Er war schon dreimal verheiratet. Das mögen US-Wähler nicht.

Rick Perry (61), texanischer Gouverneur, patzte in TV- ­Debatten. Ihm fiel vor laufender Kamera der Name einer Behörde nicht ein, die er unbedingt abschaffen will.

Michele Bachmann (55) führt die Tea-Party-Fraktion im Repräsentantenhaus. Im Streit um die Schuldenobergrenze war sie kompromisslos. Sie war für die Schließung der US-Botschaft im Iran. Dabei ­haben die USA dort gar keine.

Rick Santorum (53), Ex-Senator aus Pennsylvania, umwirbt ebenfalls die erzkonservativen Tea-Party-Anhänger.

Jon Huntsman (51), Ex-Gouverneur von Utah und Mormone, ist moderat. Er ar­bei­tete als Botschafter in China für Obamas Regierung. Das kostet ihn Chancen. (mit afp, epd, dapd)