Essen. Das Regime in Teheran hat mit der Schließung der strategisch wichtigen Straße von Hormus im Persischen Golf gedroht, sollte der Westen seine Sanktionen auf iranische Ölexporte erhöhen. Die US-Marine will das nicht hinnehmen. Die Wasserstraße ist eine der Hauptschlagadern der globalen Wirtschaft.
Der Iran hat im Atom-Streit die nächste Eskalationsstufe gezündet. Vizepräsident Mohammed Rahimi hat mit der Schließung der strategisch wichtigen Straße von Hormus im Persischen Golf gedroht, sollte der Westen seine Sanktionen auf iranische Ölexporte erhöhen. Die Wasserstraße zwischen dem Iran und Oman ist eine der Hauptschlagadern der globalen Wirtschaft. Etwa ein Drittel des weltweit per Schiff transportierten Erdöls muss durch dieses maximal 40 Kilometer breite Nadelöhr am Persischen Golf.
Die iranischen See-Streitkräfte haben in der Straße von Hormus in der Vergangenheit mehrfach Manöver veranstaltet, um den Machtanspruch des Landes in der Region zu unterstreichen. Die aktuell stattfindenden Übungen haben jedoch eine neue Qualität. Denn die Marine-Einheiten trainieren exakt das, was das Regime in Teheran androht: eine Blockade der Wasserstraße. Dazu sind mehrere U-Boote, Fregatten, Patrouillenboote sowie Flugzeuge im Einsatz, die unter anderem auch die koordinierte Platzierung von See-Minen üben. Um die Meeresenge jedoch zu schließen, müsste die iranische Marine außerdem passierende Schiffe direkt angreifen, sagte Theodore Karasik, Analyst am Militärinstitut für den Nahen Osten und die Golfregion in Dubai.
US-Marine kündigt Gegenwehr an
Die US-Marine werde eine Blockade nicht dulden, sagte ein Sprecher der in Bahrain stationierten 5. Flotte: „Der ungehinderte Fluss von Waren und Dienstleistungen durch die Straße von Hormus ist für den Wohlstand der Region und der Welt lebensnotwendig.“ Auf die Frage, ob die Marine spezifische Maßnahmen ergriffen habe, um der iranischen Blockade-Drohung zu begegnen, hieß es lediglich, die Flotte „unterhalte eine robuste Präsenz“ in der Region. Etwa 30 Schiffe – darunter Flugzeugträger, Atom-U-Boote und Zerstörer – mit knapp 30 000 Mann Besatzung operieren unter anderem zum Schutz der Handelsrouten im Nahen Osten. Die US-Marine ist den iranischen Seestreitkräften technologisch überlegen.
Die Drohung ist die von Nahost-Experten erwartete Verschärfung der Teheraner Tonart auf die beschlossenen und geplanten Sanktionen der EU. Um den Iran von seinem Nuklear-Programm abzubringen, haben die europäischen Außenminister Anfang Dezember entschieden, die Zahl von iranischen Firmen und Organisationen, die keine Geschäfte mehr in der EU machen dürfen, um 143 auf 433 zu erhöhen. Außerdem soll im Januar beschlossen werden, Öleinfuhren aus dem Iran zu verbieten und das Finanzsystem vom Westen abzuschneiden. Dann könnte das Regime von Präsident Ahmadinedschad in der unter den Sanktionen leidenden heimischen Bevölkerung weiter an Rückhalt verlieren.
Abhängigkeiten
Der Iran verkauft ein Fünftel seines Öls nach Europa, während die EU jedoch nur sechs Prozent seines Bedarfs aus dem Iran deckt. Die Abhängigkeiten sind also ungleich verteilt. Sollte die EU den Ölexport des Irans beschränken, wäre der finanzielle Schaden des Landes größer, als wenn umgekehrt der Iran die Ölzufuhr nach Europa kappen würde.
Die wirtschaftlichen Folgen einer Blockade der Straße von Hormus würden nach Ansicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) für Europa beherrschbar. Es würde nicht sofort zu Engpässen kommen, da teilweise auf alternative Transportrouten ausgewichen werden könne und es ein Überangebot an Öl auf dem internationalen Markt gebe, sagte Energieexpertin Claudia Kemfert „Handelsblatt Online“.