Kairo. Bei Demonstrationen auf dem Tahir-Platz in der ägyptischen Hauptstadt Kairo haben Soldaten weibliche Demonstranten geschlagen. Ausländische Politiker wie US-Außenministerin Hillary Clinton verurteilten die Gewalt scharf. Die “systematische Erniedrigung der Frauen“ bringe “Schande über den Staat“.
Die USA haben mit Entsetzen auf das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen Frauen bei den Protesten in Ägypten reagiert. Sie sei "schockiert" über die Gewalt, sagte US-Außenministerin Hillary Clinton in ungewöhnlich kritischen Worten am Montag (Ortszeit) in einer Rede an der Georgetown-Universität in Washington. In der Hauptstadt Kairo gab es am Dienstag erneut gewaltsame Auseinandersetzungen.
Die "systematische Erniedrigung ägyptischer Frauen" entehre die Revolution, bringe "Schande über den Staat" und sei "einem großen Volk nicht angemessen", sagte Clinton und sprach von einem "entsetzlichen Missbrauch". Obwohl sich die Frauen genauso in der Revolution engagiert hätten wie Männer, würden sie nun von der Macht ausgeschlossen und zudem noch erniedrigt. Es handle sich um "kriminelles" Verhalten, das in Ägypten thematisiert werden müsse.
Video: Soldaten schlagen verschleierte Frau und schleifen sie über den Boden
Für Empörung hatte zuletzt ein Video im Internetportal YouTube gesorgt, in dem zu sehen ist, wie Soldaten eine verschleierte Frau schlagen, über den Boden schleifen und sie dabei bis auf den BH entblößen. Das Militär hatte den Vorfall eingeräumt. General Adel Emara vom regierenden Militärrat versuchte am Montag, das Verhalten der Soldaten zu rechtfertigen. "Man muss sich die Umstände anschauen", erklärte er und sicherte eine Untersuchung zu.
Auf anderen Bildern in sozialen Netzwerken im Internet war beispielsweise zu sehen, wie ein Militärpolizist eine weinende ältere Frau mit einem Schlagstock bedroht. Die unabhängige Tageszeitung "Tahrir" veröffentlichte ein Foto, auf dem ein Soldat eine Frau an den Haaren zieht, während ein anderer über ihr einen Schlagstock hebt.
UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay verurteilte die "brutale Unterdrückung" der Demonstranten. "Die Bilder von Demonstranten, darunter auch Frauen, die brutal geschlagen und angegriffen werden, sind zutiefst schockierend", erklärte sie am Montag. Das seien "unmenschliche Handlungen, die nicht mit der Wiederherstellung von Sicherheit oder der Kontrolle über die Menge gerechtfertigt werden können" und nicht ungestraft bleiben dürften.
Weitere Demonstrationen auf dem Tahir-Platz angekündigt
Für Dienstagnachmittag riefen Demonstrantinnen zu einer Kundgebung auf dem Tahrir-Platz auf, um die Gewalt gegen Frauen und gegen Demonstranten im Allgemeinen anzuprangern. Eine Gruppe kürzlich gewählter Abgeordneter der am 28. November begonnenen Parlamentswahlen forderten mit einer Sitzblockade vor dem Obersten Gerichtshof ein Ende der Gewalt gegen Demonstranten sowie eine Untersuchung.
Sicherheitskräfte und Demonstranten lieferten sich am Dienstagmorgen erneut gewaltsame Auseinandersetzungen. Bei den Zusammenstößen auf dem Tahrir-Platz wurden vier Menschen verletzt, wie ein Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums im Staatsfernsehen sagte. Ein Rettungskoordinator der Demonstranten sagte, vier Menschen seien getötet worden. Augenzeugen berichteten, bei den Auseinandersetzungen seien Steine geworfen worden und Schüsse gefallen. Im Verlauf des Vormittags beruhigte sich die Situation zunächst wieder.
Die Demonstranten fordern die Ablösung des vom Obersten Militärrat eingesetzten Ministerpräsidenten Kamal el Gansuri und die Machtübergabe an eine demokratisch legitimierte Zivilregierung. Seit Freitag wurden bei den Protesten mindestens zwölf Menschen getötet und hunderte verletzt.