Kairo. .

Hunderte ägyptische Soldaten haben am Samstag ein Protestlager auf dem Tahrir-Platz in Kairo geräumt. Sie steckten Zelte in Brand und schlugen mit Stöcken auf Demonstranten ein. Die Protestierenden schleuderten ihrerseits Steine auf Sicherheitskräfte, die Straßen um das Parlamentsgebäude in der ägyptischen Hauptstadt mit Stacheldraht und Betonblöcken abgeriegelt hatten. In der Nähe des Parlaments wurde ein Gebäude in Brand gesteckt.

Der amtlichen Nachrichtenagentur MENA zufolge starben bei den jüngsten Ausschreitungen am Freitag und Samstag mindestens acht Menschen. Etwa 300 weitere seien verletzt worden. Der private Fernsehsender CBC zeigte Aufnahmen, auf denen Soldaten zu sehen waren, die mit Stöcken auf zwei Demonstranten einschlugen. Wiederholt traten sie auf den Kopf eines Manns und ließen ihn schließlich auf dem Gehweg liegen. Die Soldaten durchkämmten Gebäude rund um den Tahrir-Platz, konfiszierten die Ausrüstung von Fernsehteams und nahmen einige Journalisten kurzzeitig fest.

Protestler fordern Zivilregierung für Ägypten

Die Demonstranten fordern, dass die Militärmachthaber die Macht unverzüglich an eine Zivilregierung abgeben. Bereits im November hatten Demonstranten wiederholt den Rückzug der Generäle aus der Politik verlangt. Bei mehrtägigen Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und meist jugendlichen Demonstranten waren damals über 40 Menschen ums Leben gekommen.

Der ägyptische Ministerpräsident Kamal al Gansuri verteidigte das Vorgehen der Sicherheitskräfte am Samstag. Es seien zwar Menschen erschossen worden, aber nicht von Polizisten oder Soldaten, sagte der Regierungschef. "Eine Gruppe kam von hinten und hat auf die Demonstranten geschossen", sagte al Gansuri. Er erklärte, seine Regierung stehe für die "Rettung der Revolution", während die Demonstranten vor dem Kabinettsgebäude gegen die Revolution seien.

Auch ein Geistlicher stirbt im Kugelhagel der Sicherheitskräfte

Für den Samstag wurden Trauerfeiern für die Opfer vom Freitag erwartet. Unter den Toten war auch Scheik Emad Effat, ein Geistlicher der renommierten Al-Ashar-Universität. Er hatte sich den Demonstranten vor dem Regierungssitz angeschlossen und war in die Brust geschossen worden. Effat galt als Fürsprecher der Proteste und hatte wiederholt das Militär kritisiert.

US-Außenministerin Hillary Clinton bemängelte bei einer Rede in New York, dass die Frauen in Ägypten seit dem Erfolg der Proteste gegen den früheren Präsidenten Husni Mubarak allmählich aus der Öffentlichkeit verdrängt würden. In Anspielung auf die bei den Wahlen erfolgreichen Muslimbrüder sagte Clinton, die am besten organisierten Parteien hätten bei den Wahlen "nur wenige Frauen unterstützt". Frauen würden in Ägypten "weitgehend vom Prozess des Wandels ausgeschlossen und in den Straßen sogar belästigt". Die Wahlen in Ägypten finden in mehreren Etappen statt. Die unter Mubarak geltende Frauenquote wurde abgeschafft. Zuletzt waren 13 Prozent der Abgeordneten Frauen. (afp/dapd)